Schlagwort-Archive: Kapitalismus neu denken

Benharmonia – die Revolution des Schenkens

Maya und Helena unterhalten sich darüber, wie das heutige Wirtschaftssystem nachhaltig gemacht werden kann. 

Sie kommen auf eine ganz überraschende Lösung, die aber letztendlich logisch und durchführbar ist.

Charaktere:

Maya:    Eine junge Frau, technikaffin, pragmatisch und idealistisch.

Elena:    Eine ältere Frau, erfahrene Aktivistin, mit einem feinen Sinn für Humor.

1.  Einleitung: Wir hatten Sushi

* Die Szene spielt auf einer Terrasse mit Blick auf eine lebhafte Stadt. Es ist ein heißer Sommertag, und die Beiden sitzen bei einem Drink zusammen. Man spürt die Spannung in der Luft, die Diskussion steht kurz davor, Fahrt aufzunehmen.*

**Helena** (blickt seufzend auf die Stadt):

„Es fühlt sich an, als würde die Welt aus den Fugen geraten. Alles dreht sich nur noch um Profit, während immer mehr Menschen leiden und die Erde unter den Belastungen ächzt. Wie lange kann das noch so weitergehen?“

**Maya** (schmunzelt):

„Stimmt, aber solange die Börsenkurse steigen, interessiert das doch niemanden, oder? Und wenn die Ozeane leergefischt sind, dann hatten wir immerhin einmal Sushi.“

** Helena** (lächelt ironisch):

„Du machst Witze, aber genau das ist das Problem. Seit Jahrzehnten warnt die Wissenschaft vor den Konsequenzen unseres Handelns – doch wir hören einfach nicht hin.

**Maya** (verzweifelt):

„Aber du weißt sicher, dass wir alle Teil des Problems sind?

**Helena** (zornig):

„Ja, das ist ja das Tragische! Alle wollen mehr Gehalt, höhere Renten, mehr Wohlstand, obwohl wir längst spüren, dass die Grenzen überschritten sind. Es ist, als würden wir immer mehr beschleunigen, obwohl das Gleisende schon in Sicht ist. Und wir wissen nicht, wie die Bremse bedient wird.“

**Maya** (verzweifelt):

„Genau so ist es. Wir schimpfen auf die Superreichen, verachten Amazon wegen der Ausbeutung der Beschäftigten aber bestellen fleißig weiter dort, weil es eben billig ist.

**Helena** (zornig):

„Du freust dich, dass du ein Schnäppchen gemacht hast aber denkst nicht darüber nach, dass du damit anderen Menschen Leid zufügst.“

**Maya** (traurig):

„Ja, unser gesamtes Leben ist so oberflächlich, wir schimpfen zwar über Waffenexporte oder die Untätigkeit im Klimaschutz aber kein Mensch denkt wirklich darüber nach, wie wir es anders machen können.“

**Helena** (aufbrausend):

„Du hast ganz recht. Die Politik liefert nur halbherzige Ausreden. Da müssen wir uns überhaupt nicht wundern, wenn sich unsere Gesellschaft immer mehr spaltet.“

**Maya** (bestimmt):

„Ja, das Einzige, auf das die Politik Wert legt, ist das stetige Wirtschaftswachstum. Wir haben diesen Irrglauben verinnerlicht, dass ohne Wirtschaftswachstum alles zusammenbrechen würde. Aber das ist schlichtweg falsch.

**Helena** (bestätigt):

„Du hast recht, alle natürlichen Systeme streben nach einem Gleichgewicht, um überleben zu können. Warum kann eigentlich unsere Wirtschaft nicht dasselbe Ziel verfolgen?“

2. Die wirkliche Ursache
der globalen Probleme:
Wirtschaft oder Finanzsystem?

**Maya** (neugierig):

„Was ist es denn nun, das verhindert, dass die Wirtschaft in einen Gleichgewichtszustand kommt?“

**Helena** (nachdenklich):

„Das ist nicht so leicht zu beantworten. In unserer globalen Wirtschaft geht es ja hauptsächlich um Profite und Wettbewerb. Unternehmen, die nicht profitabel sind, gehen unter.“

**Maya** (fragend):

„Warum sind eigentlich Profite so wichtig, dass sie über Gedeih und Verderb eines Unternehmens entscheiden?“

**Helena** (überlegend):

„Nun, Profite brauchst du, um Kredite abzubezahlen und die Banken nutzen die Kredite, um das Geld zu vermehren. Jedes Mal, wenn ein Kredit aufgenommen wird, wird neues Geld geschaffen. Ich denke, das ist der tiefe Sinn des Wachstums. Irgendwoher müssen ja die Milliarden kommen.“

**Maya** (nachdenklich):

„Genau, das ist das eigentliche Problem. Das Finanzsystem nutzt die Wirtschaft dazu, um Kapital zu vermehren. Obwohl die Wirtschaft rein theoretisch ohne ständiges Wachstum auskommen könnte, setzt der finanzielle Zwang sie unter Druck.“

**Helena** (ergänzt):

„Richtig. Und die Wirtschaft wiederum zwingt die Menschen mit Reklame, Rabattaktionen und geplanter Obsoleszenz dazu, immer mehr zu konsumieren, damit das Wachstum weitergehen kann.“

**Maya** (zweifelnd):

„Aber stell dir doch mal vor, wenn das Wachstum abnehmen und die Wirtschaft schrumpfen würde, müssten die Menschen dann nicht auf Wohlstand verzichten?“

**Helena** (erklärend):

„Verzicht ist relativ. Es kommt ganz darauf an, wie Wohlstand definiert wird. Heute definiert die Politik Konsum als Wohlstand, weil Konsum dem Wachstum dient.

**Maya** (nickt):

Stimmt, wenn dieser Einfluss weg wäre, dann würde es uns nichts ausmachen, wenn die Wirtschaft schrumpft und sich die Erde wieder erholen kann.“

**Helena** (bestätigt):

„Genau, wir wissen seit langem, dass Konsum nicht glücklicher macht sondern Stress in unser Leben bringt. Und wir haben total vergessen, wie wichtig Freizeit ist. Vor allem die Freizeit, die wir mit unseren Kindern verbringen.“

**Maya** (ernst, lehnt sich zurück):

„Die Frage ist deshalb, wie wir das Finanzsystem aus der Gleichung nehmen können.“

3. Wie können wir das Finanzsystem von der Wirtschaft abkoppeln?

**Helena** (erstaunt):

„Denkst du, die Wirtschaft kann sich wirklich verändern, wenn wir den Druck von Profit und Zinsen eliminieren?“

**Maya** (zieht eine Augenbraue hoch):

„Du schlägst vor, das Geld einfach abzuschaffen?“

**Helena** (erklärend):

„Nein, nicht direkt. Es geht eher darum, die Rolle des Geldes in der Wirtschaft aufzuheben, damit das Finanzsystem keinen Angriffspunkt mehr hat.“

**Maya** (interessiert)

„Stell dir vor, wir würden weiter produzieren wie bisher, aber den Waren keinen finanziellen Wert mehr zuweisen.“

**Helena** (erstaunt):

„Interessant, wenn die Waren nichts mehr kosten, dann hat das Finanzsystem keinen Zugriff mehr.“

**Maya** (mit erhobener Augenbraue):

„Andererseits könnten dann auch die Waren frei verteilt werden und jeder nimmt sich das, was er wirklich braucht, um zufrieden und glücklich leben zu können.“

**Helena** (begeistert):

„Natürlich, so einfach ist es. Mal überlegen: Die Waren bekommen ihren monetären Wert ja nur durch die bezahlte Arbeit, die in die Waren hineingesteckt wird.“

**Maya** (nachdenklich):

„Wie meinst du das, ‚Arbeit hineinstecken‘?“

**Helena** (erklärend):

„Adam Smith sagte bereits vor 250 Jahren, dass der Wert einer Ware primär durch die Arbeit bestimmt wird, die zu ihrer Herstellung notwendig ist. Karl Marx schuf später die Arbeitswerttheorie und untersuchte den Zusammenhang zwischen Ware, Arbeit und Wert.“

**Maya** (leicht skeptisch):

„Das klingt ziemlich theoretisch.“

**Helena** (lächelt):

„Okay, stell dir vor, du findest einen Klumpen Lehm und formst daraus eine Schüssel. Wenn du die Schüssel verschenkst, hat sie keinen monetären Wert bekommen und du hast kein Geld damit verdient. Aber wenn du sie verkaufst, hat nur deine Arbeit den monetären Wert der Schüssel erzeugt, denn in beiden Fällen hat der Lehm nichts gekostet.“

**Maya** (neugierig):

„Das leuchtet ein, aber was bedeutet das für unser Thema?“

**Helena** (geduldig):

„Wenn du die Schüssel verkaufst, braucht der Käufer Geld, um sie zu erwerben – Geld, das er durch eine andere Tätigkeit verdienen muss.“

**Maya** (zustimmend):

„Und dieses Geld ist dann dein Profit. Wenn du jemanden anders diese Schüssel herstellen lässt, dann musst du ihm auf jeden Fall weniger Geld für seine Arbeit geben, damit Profit für dich übrig bleibt.“

**Helena** (nickt zustimmend):

„Ja, genau das kritisierte Karl Marx an den Unternehmern. Sie nehmen sich das überschüssige Geld – also den Teil des Gewinns, der nicht an die Arbeiter:Innen ausgezahlt wird – und behalten es für sich als Profit. Seine Lösung war, die Produktionsmittel zu verstaatlichen und den Profit unter den Arbeitern aufzuteilen.“

**Maya** (nachdenklich):

„Aber das hat ja nicht funktioniert. Deshalb ist das Experiment Sozialismus gescheitert.“

**Helena** (überzeugt):

„Genau, und aus diesem Grund müssen wir es in Zukunft ganz anders machen. Wir müssen viel früher ansetzen. Wir müssen verhindern, dass überhaupt erst Profit entsteht. Denn wir wollen ja auch das Finanzsystem aus der Wirtschaft verbannen.“

**Maya** (mit Begeisterung):

„Du meinst also, wenn alles durch freiwillige Arbeit geleistet wird, also nicht nur Schüsseln, sondern alle Waren und Dienstleistungen die die Menschen benötigen, könnten wir uns alles, was wir brauchen, einfach gegenseitig schenken?“

**Helena** (zustimmend):

„Genau. Es gäbe dann auch keinen Angriffspunkt mehr für das Finanzsystem. Es wäre von der realen Wirtschaft losgelöst.“

**Maya** (schmunzelt):

„Und was würde dann mit dem Finanzsystem passieren?“

**Helena** (entspannt):

„Eigentlich gar nichts. Es würde sich einfach auflösen. Das Finanzsystem erzeugt keine materiellen Werte, also würde uns nichts fehlen, wenn es weg ist.“

**Maya** (staunt):

„Und was ist mit all den Menschen, die sich heute um die ganzen Geldangelegenheiten kümmern?“

**Helena** (zwinkert):

„Die könnten in den Bereichen helfen, die weiterhin gebraucht werden. Ich glaube nicht, dass viele von ihnen als Kinder davon geträumt haben, den ganzen Tag Geld zu zählen. Und die Finanzpaläste, in denen sie heute arbeiten, könnten bestimmt auch für nützlichere Zwecke genutzt werden.“

** Maya ** (zwinkernd):

„Also bräuchten wir nur umsonst zu arbeiten und somit wären die Waren kostenlos. Dann ist das Finanzsystem raus aus der Wirtschaft.“

**Helena** (schmunzelnd):

„Ja, so einfach ist es. Den produzierten Waren ist es ja vollkommen egal, ob sie durch bezahlte oder durch freiwillige Arbeit hergestellt werden.“

**Maya** (zweifelnd):

„Helena, du hattest gerade das Beispiel mit dem Klumpen Lehm gebracht, den jemand gefunden hat. Meist liegt jedoch der Lehm in einer privaten Lehmgrube, und jemand will Geld damit verdienen.“

**Helena** (zustimmend):

„Da hast du ganz recht. Deshalb sollten wir uns erst einmal ein bisschen über das Eigentum unterhalten.“

4.  Was wird aus dem Eigentum?

**Maya** (neugierig):

„Wenn es keinen Profit mehr gibt, was passiert dann eigentlich mit dem Eigentum? Wird alles einfach allen gehören?“

**Helena** (denkt nach):

„Die Vergesellschaftung von Eigentum wurde ja schon einmal ausprobiert, und es hat nicht funktioniert. Was passierte beim Zusammenbruch des Sozialismus nach 1989 mit dem ganzen Volkseigentum? Es wurde einfach wieder privatisiert. Das ging ganz einfach, weil auch gesellschaftliches Eigentum letztendlich Eigentum ist.“

**Maya** (nickt):

„Da hast du ganz Recht. Wenn es keinen Profitanreiz gibt, verliert das Eigentum natürlich seine Bedeutung.“

**Helena** (neugierig):

„Ja. Eigentum wie Wohnungen, Fabriken und Felder braucht man, um Geld damit zu verdienen, also für den Profit. Das ist die hauptsächliche Aufgabe des Eigentums heute.“

**Maya** (staunt):

„Aber was passiert denn nun, wenn es keinen Profit mehr gibt?“

**Helena** (erklärend):

„Betrachte es einmal von einer anderen Seite her. Wenn überall freiwillig gearbeitet wird und wir uns gegenseitig beschenken, bekommen natürlich auch die Wohnungseigentümer, die Fabrikbesitzer und Großbauern alles geschenkt. Deshalb werden sie den Profit überhaupt nicht vermissen.“

**Maya** (einsichtig):

„Deshalb wäre es auch kein Problem, wenn der Klumpen Lehm aus einer privaten Lehmgrube entnommen wird?“

**Helena** (nickt):

„Nein, ich denke, du könntest ihn dann einfach nehmen, wenn du darum bittest.“

**Maya** (fragend):

„Soweit gut. Aber wenn irgendwann die Lehmgrube leer ist und renaturiert werden muss, wer ist dann dafür verantwortlich?“

**Helena** (überlegend):

„Gute Frage. Natürlich ist der Eigentümer der Lehmgrube trotzdem noch dafür verantwortlich.“

**Maya** (lächelnd):

„Ja, obwohl er nichts davon hat. Wahrscheinlich würde er sie am liebsten verkaufen, aber das geht nicht, weil er ja kein Geld mehr dafür bekommen kann. Also ist die Lehmgrube nur noch eine Last, von der er sich am liebsten befreien würde.“

**Helena** (nickt):

„Die einzige Möglichkeit ist also, dass er sie frei gibt, sich ganz von ihr löst.“

**Maya** (mit hochgezogener Augenbraue):

„Also was nun: das Eigentum gehört dann allen gemeinsam?“

**Helena** (bestätigend):

„Nein, ganz im Gegenteil! Das Eigentum gehört dann überhaupt niemandem, so wie es für den Großteil der Menschheitsgeschichte der Fall war.“

**Maya** (ruhig):

„Das ist ja echt genial. In so einem Falle wäre es wahrscheinlich auch rein rechtlich viel schwieriger, wieder etwas zu privatisieren. Die einfache Rückübertragung in Privateigentum, also das was 1989 mit dem Volkseigentum passiert ist, wäre dann gar nicht mehr möglich.“

**Helena** (schmunzelnd):

„Und aus „Besitz“ wird dann einfach Respekt vor der Privatsphäre anderer.“

**Maya** (nickt):

„Und weil alles freiwillig ist, dann kümmern sich alle, die Lehm entnommen haben, freiwillig um die Renaturierung.“

5. Die Revolution des Schenkens

**Maya** (lacht):

„Du glaubst doch nicht wirklich, dass die Leute einfach so anfangen würden, umsonst zu arbeiten?“

**Helena** (mit spielerischem Ton):

„Warum nicht? Wir alle tun das doch schon in gewisser Weise. Nur einen Teil eines jeden Tages  arbeiten wir für Geld und müssen oft unsere Ellenbogen gebrauchen. Aber was ist, wenn wir nach Hause kommen? Ein großer Teil der Menschheit arbeitet sogar den ganzen Tag freiwillig.“

**Maya** (nickt zustimmend):

„Ja, du hast recht! Sobald wir zu Hause sind, verhalten wir uns ganz anders. Dann sind wir kooperativ und hilfsbereit. Diese Hälfte unseres Tages arbeiten wir ja schon freiwillig – sei es für Familie, für Freunde oder für die Gemeinschaft. Und oft sind wir dabei viel engagierter, als wir es für Geld wären.“

**Helena** (bestätigend):

„Stimmt, unser Verhalten wird von der Umgebung geprägt, wo wir uns gerade befinden. Wir passen uns zweimal jeden Tag an diese Umstände an, gewissermaßen sind wir soziale Chamäleons.“

**Maya** (gedankenvoll):

„Deshalb sehnen wir uns auch immer nach dem Wochenende oder dem Urlaub – das sind genau die Zeiten, in denen alles freiwillig und ungezwungener abläuft. Ich kann mir gut vorstellen, dass es uns überhaupt nichts ausmachen würde, den ganzen Tag freiwillig zu arbeiten.“

**Helena** (nachdenklich):

„Aber wie könnten wir nun die Menschen dazu ermutigen, auch in der Wirtschaft freiwillig zu arbeiten?“

**Maya** (ernst):

„Die Geschichte zeigt, dass große Veränderungen oft durch Krisen ausgelöst werden. Und die Krisen sind schon da. Klimawandel, Ressourcenknappheit, soziale Ungleichheit, Kriege um Rohstofflagerstätten.“

**Helena** (nachdenklich):

„Ja, wir müssten jetzt wirklich etwas unternehmen, wenn wir den Kollaps der Menschheit vermeiden wollen. Viele denken an eine Revolution wie 1917 in Russland.“

**Maya** (überlegt angestrengt):

„Aber die damalige Idee des Kommunismus hat ja nicht funktioniert. In vielen Ländern ist er zusammengebrochen und die letzten beiden großen Staaten, die sich noch kommunistisch nennen, wirtschaften schlimmer als der Rest der Welt. Deswegen zerbrechen wir uns ja den Kopf.“

**Helena** (etwas zuversichtlich):

„Ich denke, für eine solche Revolution sind die meisten Menschen auch nicht bereit. Aber es gäbe ja noch etwas anderes. Was sagst du zu einem globalen Generalstreik?“

**Maya** (erleichtert):

„Ja, einen globalen Generalstreik könnten sich wahrscheinlich die meisten Menschen vorstellen. Streiks sind ja schon fast etwas Alltägliches.“

**Helena** (eifrig):

„Aber anstatt die Arbeit niederzulegen, würden wir sie freiwillig fortsetzen. Die Arbeit niederzulegen wäre ja wirklich Blödsinn. Wir wollen doch die Wirtschaft nicht durcheinanderbringen sondern sie einfach nur vom Zwang des Finanzsystems befreien.“

**Maya** (begeistert):

„Genau, das ist es. Die Lieferketten blieben intakt, aber die Waren wären frei zugänglich. Ade Finanzsystem und das war‘s.“

**Helena** (nickt zustimmend):

„Ja, das wichtigste ist, dass die Wirtschaft nicht zusammenbricht. Wir befreien die Wirtschaft nur vom Zwang des Finanzsystems und dann könnte sie sich von ganz alleine nachhaltiger entwickeln.“

**Maya** (bestätigend):

„Warum soll das eigentlich nicht klappen. Ich vermute, die meisten Unternehmer:Innen möchten gerne nachhaltig produzieren, aber der Wettbewerb und der Profitzwang hindert sie daran. Ohne diesen Druck könnten sie ihre Visionen verwirklichen.“

**Helena** (mit einem Lächeln):

„Wenn Arbeit nichts mehr kostet, dann spielt es keine Rolle mehr, wie lange gebraucht wird, um etwas wirklich gut und nachhaltig zu entwickeln und zu produzieren.

**Maya** (begeistert):

„Deshalb steht auch einer wirklichen Kreislaufwirtschaft, die natürlich viel aufwändiger ist als die heutige Wegwerfwirtschaft, überhaupt nichts mehr im Wege. Wir könnten vollständig recycelbare Produkte herstellen und die Rohstoffknappheit wäre Geschichte.“

**Helena** (fügt hinzu):

„Damit ist auch das Hauptargument der heutigen Politiker:Innen entkräftet. Sie sagen, dass das heutige Finanzsystem unverzichtbar wäre, damit die Rohstoffe umso teurer sind, je knapper sie werden.“

**Maya** (ungeduldig):

„Solche Spinner! Dadurch wird heute bloß die Ungleichheit immer größer, weil sich nur die reichen Länder die knappen Rohstoffe leisten können. Kriege um Rohstoffe wird es trotzdem geben. Aber das verschweigen sie, weil sie keine bessere Idee haben – im Gegensatz zu uns beiden.“

**Helena** (bestätigend):

„Die Idee ist also, dass sich die Wirtschaft nach den tatsächlichen Bedürfnissen der Menschen orientiert, nicht nach dem, was profitabel ist.“

**Maya** (nickt zustimmend):

„Ja, wenn Arbeit nichts kostet, könnten sich auch die Produktionszyklen wieder verlangsamen.

**Helena** (begeistert):

„Es würde keine geplante Obsoleszenz mehr geben, keine ständig neuen Modelle, die verkauft werden müssen. Bisher führt das ja zu immer mehr Abfall, Abgasen und Ressourcenverbrauch. Stattdessen könnten wir uns wieder auf langlebige und qualitativ hochwertige Produkte konzentrieren.“

**Maya** (nachdenklich):

„Aber wenn die Wirtschaft schrumpft, dann würden natürlich auch viele Arbeitsplätze verschwinden. Brauchen diese Menschen nicht eine gute soziale Absicherung?“

**Helena** (lächelnd):

„Genau darum müssen wir uns überhaupt keine Sorgen machen, denn wenn alles kostenlos ist, sind ja alle Menschen automatisch versorgt. Arbeitslosigkeit gäbe es nicht mehr.“

**Maya** (ernst):

„Die Menschen würden sich bestimmt schnell anpassen. Manche blieben einfach länger zu Hause, andere würden dort helfen, wo Hilfe nötig ist.“

**Helena** (nickt nachdenklich):

„Genau. Sicher würde es schnell zu einer Zwei- oder Dreitagewoche kommen, wenn die Leute aus der Finanzbranche alle dazukommen.“

**Maya** (zweifelnd):

„Jetzt noch mal zum freiwillig arbeiten. Das ist ja alles schön und gut, aber die Unternehmer werden doch nicht freiwillig aufhören, Geld für ihre Waren zu verlangen. Was passiert, wenn sie nicht mitspielen?“

**Helena** (ruhig):

„Guter Punkt. Aber auch sie werden nach der Umstellung alles kostenlos bekommen, was sie brauchen – auch alle Rohstoffe und Zwischenprodukte. Es gibt keinen Grund mehr für sie, sich die Mühe zu machen, um Geld einzusammeln. Ich glaube, gerade auch die Unternehmerinnen und Unternehmer werden schnell verstehen, dass dieses System niemanden benachteiligt.“

**Maya** (einsichtig):

„Stimmt. Für ein gutes Leben brauchst du überhaupt keine Milliarden. Die belasten dich eigentlich nur, weil du immer dafür sorgen musst, dass sie sich vermehren.“

**Helena** (lächelnd):

„Ich kann mir gut vorstellen, dass ein Milliardär auch ein ganz normales Familienleben hat. Die großen Ausgaben haben sie ja nur, weil sie repräsentieren müssen um am Ball zu bleiben.“

**Maya** (besorgt):

„Aber dann werden ja auch keine Steuern mehr bezahlt. Wenn niemand mehr Steuern zahlt, wie finanzieren wir dann Verwaltung, Bildung oder Kunst?“

**Helena** (belustigt):

„Also, jetzt denk doch mal nach. Wenn alles kostenlos ist…. Macht es klick?“

**Maya** (sarkastisch):

„Und was ist, wenn jemand einfach nur faul ist? Will ja nicht jeder kreative Projekte verfolgen oder zum Wohle aller beitragen.“

**Helena** (zwinkert):

„Das haben die Leute auch über das bedingungslose Grundeinkommen gesagt. ‚Wenn niemand arbeiten muss, arbeitet keiner mehr‘. Aber die Erfahrung zeigt, dass die meisten Menschen etwas Sinnvolles tun wollen. Es ist ein Mythos, dass die Leute von Natur aus faul sind.“

**Maya** (zweifelnd):

„Ich bin mir nicht sicher, ob die Menschen, die in den Lithium-Gruben schuften, freiwillig weiterarbeiten würden.

**Helena** (erklärend):

„Das wäre zunächst überhaupt nicht schlimm, weil die Menschen im globalen Süden meist für unseren extensiven Lebensstil ausgebeutet werden. Stonewash-Jeans, Plastikspielzeug, Garnelen schälen. Es schadet uns überhaupt nicht, wenn wir einmal eine Weile auf diesen Luxus verzichten müssten, bis wir bessere Lösungen dafür gefunden haben.“

6. Ende der Entfremdung der Arbeit

**Maya** (entspannt):

„Wenn Arbeit freiwillig ist, könnte sie ihre Bedeutung vollkommen verändern – sie wird Ausdruck von Kreativität und Beitrag zur Gemeinschaft.“

**Helena** (schmunzelt):

„Und wenn niemand mehr aus Zwang arbeiten muss, dann wird auch der Wert der Arbeit ganz anders geschätzt. Die Motivation kommt dann aus der Freude an der Tätigkeit selbst.“

**Maya** (begeistert):

„Ja, wenn ich nicht irgendetwas arbeiten muss, nur um Geld zu verdienen, dann kann ich mir eine Tätigkeit suchen, die mir wirklich Spaß macht und auf die ich mich jeden Abend freue.“

**Helena** (fügt hinzu):

„Überleg mal – die Menschen könnten sogar ihren Leidenschaften nachgehen. Diejenigen, die gerne backen, würden auch mal um vier Uhr früh‘s aufstehen, um leckere Brötchen und Croissants zu machen und anzubieten.“

**Maya** (skeptisch):

„Aber was ist mit den unangenehmen Arbeiten? Wer würde die noch machen?“

**Helena** (zuckt mit den Schultern):

„Wir würden sie gemeinsam bewältigen, aus Solidarität, nicht aus ökonomischer Notwendigkeit. Irgendwann ist jeder mal dran. Außerdem könnten viele Aufgaben automatisiert werden.“

**Maya** (nickt, entschlossen):

„Du hast so was von recht. Solange Arbeit bezahlt wird, findest du immer Leute, die billiger sind als Roboter. Stell dir vor, nach dieser Umstellung auf freiwillige Arbeit könnten viele Autofabriken einfach Roboter produzieren!“

**Helena** (mit ruhiger Stimme):

„Das könnte die Entfremdung von der Arbeit beenden, die die Menschen heute spüren. Die Jobs würden besser zu den persönlichen Talenten und Interessen passen. Arbeit wird wieder erfüllend, weil sie nicht mehr Mittel zum Zweck, sondern ein Teil des Lebens ist.“

7.  Wie werden wir dann leben?

**Maya** (lächelt):

„Ich werde mir dann jeden Tag ein neues Kleid von Prada holen und jeden Abend in Champagner baden!“

**Helena** (lacht):

„Das bezweifle ich. Menschen verhalten sich in der Regel verantwortungsvoll, wenn sie nicht dazu gezwungen werden, besser zu scheinen als die anderen.“

**Maya** (zustimmend):

„Stimmt. Wir hatten ja vorhin schon gesagt, dass wir uns auch heute einen großen Teil jeden Tages absolut kooperativ verhalten, wenn wir nicht unter dem Einfluss des Marktes stehen.“

**Helena** (begeistert):

„Genau! Wir würden uns dann den ganzen Tag eher wie im Kreis von Familie oder Freunden fühlen. Schließlich beschenken wir uns dann ja gegenseitig.“

**Maya** (leicht skeptisch):

„Aber was wird dann aus Fortschritt und Innovation?“

**Helena** (überzeugt):

„Innovation wird nicht durch Wettbewerb angetrieben, sondern durch die Neugier und den Wunsch, die Welt zu verbessern. In einer solchen Gesellschaft würden Fortschritte in Wissenschaft und Technik auf echte Bedürfnisse abzielen, statt Produkte auf den Markt zu werfen, nur um sie verkaufen zu können.“

8. Epilog

**Helena** (träumerisch):

„Der Wettbewerb hat aber auch etwas positives, er hat uns seit der Epoche der Aufklärung, seit Adam Smith auf den heutigen Stand von Wissenschaft und Technik gebracht.“

**Maya** (etwas empört):

„Aber seit 50 Jahren spitzt sich alles zu, die Beschleunigung der Produktentwicklung, die Verkürzung der Lebensdauer und der damit verbundene Ressourcenverbrauch. Es gibt immer mehr Kriege und die Treibhausgasemissionen nehmen jährlich immer noch zu. Das sind ja eigentlich unsere aktuellen Probleme!“

**Helena** (beschwichtigt):

„Aber wenn wir jetzt schnell den Beschleunigungsfaktor Finanzsystem aus der Wirtschaft entfernen, können wir vielleicht noch vermeiden, in den Kollaps katapultiert zu werden.“

**Maya** (mit einem Blick auf die untergehende Sonne):

„Vielen Menschen fällt der Gedanke schwer, sich vom Kapitalismus verabschieden zu müssen. Deshalb denken sie, man könnte den Kapitalismus humaner machen.“

**Helena** (lächelt):

„Ja, aber wir wissen ja jetzt, dass wir dafür das Finanzsystem abkoppeln müssen. Kapital hat ja nicht ausschließlich etwas mit Geld und Profit zu tun. Ganz einfach, wir ersetzten finanzielles Vermögen durch Kapital in Form von menschlichem Wissen und Solidarität. Dadurch müssten wir die Bezeichnung nicht einmal ändern.“

**Maya** (nachdenklich):

„Ehrlich gesagt, auch ich habe immer an Revolutionen gezweifelt. Aber dies hier ist ja keine Revolution, in der jemandem etwas weggenommen wird.“

**Helena** (mit dem Glas in ihrer Hand):

„Nein, ganz und gar nicht. Es ist eine Revolution des Schenkens. In Zukunft werden wir uns gegenseitig beschenken und dafür braucht es keine Ellenbogen mehr.“

**Helena und Maya** (erheben ihre Gläser):

„Lasst uns beginnen, diese Idee der Revolution des Schenkens auf der ganzen Welt zu verbreiten!
Auf Benharmonia und einen Kapitalismus ohne Finanzsystem.“

Berlin, den 01.11.2024

Eberhard Licht

Download english: https://letusbe.one/de2/Benharmonia_en.pdf

Download español: https://letusbe.one/de2/Benharmonia_es.pdf

Download deutsch: https://letusbe.one/de2/Benharmonia2.pdf

Nähere Informationen: https://LetUsBe.One

Fragen oder Anregungen: post@LetUsBe.One

BITTE  TEILEN  !!!

 

Kapitalismus ohne Finanzsystem

Ist Kapitalismus ohne Finanzsystem überhaupt Kapitalismus?

Das ist eine berechtigte Frage, denn der Begriff „Kapitalismus“ ist traditionell eng mit Geld, Finanzsystem und Profit verknüpft. Kapitalismus wird normalerweise definiert als ein Wirtschaftssystem, in dem die Produktionsmittel in privatem Besitz sind und der Austausch von Gütern und Dienstleistungen über Märkte erfolgt, wobei Geld als zentrales Tauschmittel und Maßstab für den Wert verwendet wird.

In der vorgeschlagenen geldfreien Variante des Kapitalismus wird der Begriff „Kapital“ neu definiert. Hier steht nicht finanzielles Kapital, sondern „soziales Kapital“ im Mittelpunkt, also die Summe menschlichen Wissens, der Fähigkeiten, Beziehungen und der gemeinsamen kulturellen Werte.

Wenn Kapital nicht mehr als finanzielles Vermögen verstanden wird, sondern als Ressource in Form von Wissen, Zeit und Können, dann kann man argumentieren, dass dieser Ansatz weiterhin unter den Begriff des Kapitalismus fällt – allerdings in einer stark veränderten Form.

Es wäre ein radikal anderer Kapitalismus, bei dem die Grundidee, dass Kapital eingesetzt wird, um Werte zu schaffen, erhalten bleibt – aber in einer Form, die ohne Geld und Finanzmärkte auskommt. Vielleicht könnte man es „Wissenskapitalismus“ oder „sozialer Kapitalismus“ nennen, um die Abgrenzung vom klassischen Verständnis klarer zu machen. Es wäre ein Versuch, den Begriff „Kapitalismus“ umzudeuten und an eine neue, geldfreie Realität anzupassen.

Diese Wirtschaftsform wäre ein sozioökonomisches System, in dem menschliches Wissen, Fähigkeiten und Kreativität die zentralen Ressourcen darstellen. Anstelle von Geld, Finanzsystemen oder Profit als treibende Kräfte basiert dieser Kapitalismus auf der Maximierung des menschlichen Potenzials, der Förderung von Innovation und der Zusammenarbeit zum Nutzen der Gemeinschaft. Die „Investitionen“ richten sich auf die Entwicklung des menschlichen Kapitals durch Bildung, Forschung, Technologie und soziale Netzwerke, während der Wert durch den Beitrag zu sinnvollen Projekten und die Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen entsteht.

In diesem System wird wirtschaftliches Wachstum nicht durch die Akkumulation von Geld oder materiellen Reichtümern gemessen, sondern durch die Verbesserung der Lebensqualität, den Fortschritt von Wissenschaft und Technik, und die Erweiterung der individuellen und kollektiven Fähigkeiten. Wachstum wird demnach als qualitative Verbesserung verstanden, die durch die Weiterentwicklung von Wissen und den Einsatz innovativer Lösungen erreicht wird.

Wirtschaftswachstum in diesem kapitalistischen Modell ist eng mit nachhaltigem Fortschritt verknüpft. Anstatt den Ressourcenverbrauch zu steigern, wird Wachstum durch die Optimierung bestehender Prozesse, die Verlängerung der Produktlebenszyklen und die Schaffung von regenerativen Systemen erreicht. Der Fokus liegt auf der Steigerung der Effizienz und der Anpassungsfähigkeit des menschlichen Kapitals, sodass Wissen und Innovation kontinuierlich zur Verbesserung der Gesellschaft beitragen.

Die Wettbewerbsdynamik würde nicht mehr auf finanziellen Erfolg abzielen, sondern darauf, wer die besten Ideen hat, wer den größten sozialen oder ökologischen Nutzen schafft und wer am effektivsten zur Lösung globaler Probleme beiträgt. Wachstum in diesem Kapitalismus bedeutet also die ständige Erweiterung des Wissens, die Verbesserung des Gemeinwohls und die Fähigkeit, komplexe Herausforderungen zu meistern.