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Die Revolution des Schenkens
1. Einleitung
Die Meere sind leergefischt, die Regenwälder verschwinden, Waldbrände und Unwetter werden immer schlimmer.
Die Reichen werden immer reicher, die Flüchtlingsströme reißen nicht ab. Niemand darf laut seine Meinung äußern, damit Waffenexporte nicht gefährdet werden. Ein Krieg nach dem anderen flammt auf.
Die Menschen spüren, dass etwas nicht stimmt, aber sie wissen nicht, was sie tun sollen. Politiker liefern nur halbherzige Ausreden. Es entstehen neue Parteien aber auch diese Parteien machen lediglich vage Versprechungen. Es gibt keine tragfähige Vision für die nächsten 20 Jahre.
In der Not driftet die Gesellschaft auseinander.Read More
Ironischerweise sind wir es selbst, die diesen Teufelskreis aufrechterhalten. Beschäftigte fordern stets höhere Löhne und Rentner wünschen sich mehr Rente. Selbst das bloße Anhalten des Wachstums würden die meisten als Verzicht empfinden.
Das dafür benötigte Geld fällt nicht vom Himmel; es muss irgendwie entstehen. Während des „Wirtschaftswunders“ beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg war dies relativ einfach. Doch der Konsum der Menschen nimmt ab, was bedeutet, dass neue Geldquellen erschlossen werden müssen.
In Zukunft wird das Geld vermehrt aus Waffenverkäufen und dem Wiederaufbau von Kriegszerstörungen stammen müssen. Auch die Ausgaben zur Beseitigung von Klimaschäden werden zum Wirtschaftswachstum beitragen. Deshalb müssen wir uns nicht darüber wundern, dass die Regierungen nicht entschieden gegen Kriege und den Klimawandel vorgehen. Meist ist es nur „Greenwashing“.
Das ist der Teufelskreis des heutigen Kapitalismus. Wie können wir aus diesem Teufelskreis heraus kommen? Dazu müssen wir uns die Triebkraft für das Wirtschaftswachstum näher anschauen.
Immer noch gibt es die Idee, den Kapitalismus durch Sozialismus und Kommunismus zu ersetzen. Der Übergang zu diesen Gesellschaftsordnungen soll durch Verstaatlichung oder Vergesellschaftung des Privateigentums erfolgen. Dabei sollen die Kapitalisten, die Unternehmer, enteignet werden.
Doch die Eigentumsverhältnisse sind nicht das eigentliche Problem. Das sollten wir eigentlich aus dem gescheiterten ersten Versuch gelernt haben.
Es ist das Finanzsystem, das die Wirtschaft zum Wachstum zwingt, weil das Geld immer weiter vermehrt werden muss. Daher nützt es nichts, die Kapitalisten zu enteignen; vielmehr müssen wir verhindern, dass das Finanzsystem Druck auf die Wirtschaft ausüben kann.
Und genau das werden wir in diesem Programmentwurf erörtern.
Wir werden auch darlegen, dass Enteignungen überhaupt nicht nötig sind, weil sich das Eigentum ganz von allein auflösen wird, sobald das Finanzsystem und der Profit überwunden sind.
Wir schaffen die Bedingungen, die es allen Menschen ermöglichen, entsprechend ihren Talenten und Möglichkeiten zum gesellschaftlichen Reichtum beizutragen. Zudem wird gewährleistet, dass niemand mehr von der Teilhabe an diesem Reichtum ausgeschlossen ist.
2. Die wirkliche Ursache der globalen Probleme:
Wirtschaft oder Finanzsystem?
Was geschieht mit einem Unternehmen, das als unrentabel gilt? Stellen wir uns vor, es ist nicht aufgrund eines schlechten Managements unrentabel, sondern es hat sich dazu entschieden, wirklich nachhaltig zu produzieren. Es maximiert die Lebensdauer seiner Produkte, bezieht Rohstoffe aus fairem Handel und stellt sicher, dass die Produkte reparierbar und nach Ablauf der Lebensdauer vollständig recycelbar sind.
Trotz dieser positiven Ansätze scheitert das Unternehmen im Wettbewerb – und die Ursache dafür ist der einzig und allein der Profit.
Viele Kritiker des Kapitalismus fordern eine Vergesellschaftung der Wirtschaft. Doch wird damit das Problem gelöst?
Keineswegs. Denn nur wenn das Finanzsystem keinen Druck mehr auf die Wirtschaft ausüben kann, wird das Problem tatsächlich behoben.Read More
Inzwischen hat wahrscheinlich jeder Mensch erkannt, dass die aktuellen globalen Probleme wie Ungleichheit, Rohstoffknappheit und Klimawandel auf das unaufhörliche Wirtschaftswachstum zurückzuführen sind. Dieses Wachstum wird vom Finanzsystem angetrieben.
Das internationale Finanzsystem entscheidet über das Gedeih oder Verderb der Menschheit und spielt an den Börsen mit dem Leid der Menschen, da einzig das Geld als Maßstab dient. Alle bedeutenden Wirtschaftskrisen der letzten 100 Jahre wurden durch dieses Finanzsystem verursacht. Hauptsächlich dient es dazu, die natürlichen Gebrauchswerte der Waren so zu verzerren, dass Wettbewerb entsteht. Wir wissen, dass Wettbewerb eine gerechte Verteilung der Güter unmöglich macht weil es immer nur Gewinner geben kann, wenn es auch Verlierer gibt.
Dieses Finanzsystem zwingt die Wirtschaft zu ständigem Wachstum. Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert, dass das weltweite Bruttoinlandsprodukt bis 2029 um fast 30 Prozent steigen wird. Das bedeutet, dass die globale Wirtschaft alles tun muss, um dieses Ziel zu erreichen.
Da der Konsum nicht unendlich gesteigert werden kann, wird es zwangsläufig zu weiteren Kriegen kommen. Denn die Produktion und der Verkauf von Waffen und der Wiederaufbau kriegsbedingter Zerstörungen tragen ebenfalls zum Bruttoinlandsprodukt bei. Das Gleiche gilt für Zerstörungen durch klimawandelbedingte Ereignisse.
Warum richten wir nicht all unsere Kraft auf die Lösung dieses zentralen Problems?
Ganz einfach: Wir wissen nicht, wie eine Welt ohne Finanzsystem funktionieren soll.
3. Wie können wir das Finanzsystem von der Wirtschaft abkoppeln?
Bereits Adam Smith argumentierte, dass der Wert einer Ware primär durch die Arbeit bestimmt wird, die zu ihrer Herstellung notwendig ist. Karl Marx erweiterte diese Arbeitswerttheorie und untersuchte in seiner Kritik der politischen Ökonomie den Zusammenhang zwischen Ware, Arbeit und Wert.
Hier möchten wir uns lediglich auf die Frage konzentrieren, wie der finanzielle Wert, der Tauschwert einer Ware, zustande kommt. Das Material selbst ist ursprünglich kostenlos, da uns die Rohstoffe der Erde unentgeltlich zur Verfügung stehen. Schließlich zahlen wir der Erde nichts für ihre Schätze.
Der Wert einer Ware entsteht damit, dass menschliche Arbeit in ihre Herstellung fließt, die mit Geld entlohnt wird. Dieser finanzielle Wert überträgt sich auf das Material, wodurch die Waren schließlich einen Preis erhalten.Read More
Die Übertragung des Geldwertes auf die Ware wird in dieser Grafik sichtbar gemacht.
Eigentlich wäre es ganz einfach zu verhindern, dass die Ware einen monetären Wert erhält, wir müssten nur auf unseren Lohn verzichten.
Dann würden die Waren überhaupt keinen finanziellen Wert erhalten und wären dann freilich auch kostenlos verfügbar, sodass überhaupt kein Lohn erforderlich ist.
Das mag auf den ersten Blick absurd erscheinen, aber denken wir an die Arbeit, die wir zu Hause leisten: Wir erhalten keinen Lohn dafür, dass wir unsere Kinder erziehen, Angehörige pflegen, putzen oder Kleidung reparieren – und dennoch tun wir das ganz selbstverständlich. Mindestens ein Drittel des Tages arbeiten wir ohne Bezahlung. Dazu kommen zahlreiche ehrenamtliche Tätigkeiten in der Zivilgesellschaft.
Wir müssten dieses Prinzip nur auf die Produktion ausdehnen. Den erzeugten Waren ist es vollkommen gleichgültig, ob sie mit freiwilliger oder bezahlter Arbeit hergestellt werden.
Ein gutes Beispiel dafür, wie gut unbezahlte Arbeit funktioniert, sind die Volksküchen, die „Küchen für alle“ oder KÜFA‘s, die oft für die Versorgung von Obdachlosen und Notleidenden dienen. Die Rohstoffe für diese Küchen kommen kostenlos aus den Containern der Supermärkte, freiwillige Helfer bereiten das Essen daraus zu und übernehmen alle Küchenarbeiten und dieses Essen kann dann gratis abgegeben werden. Die Lebensmittel haben dann natürlich bereits einen Lebenszyklus hinter sich aber hier geht es nur um die kostenlose Verfügbarkeit für die KÜFA und die dadurch gewährleistete kostenlose Abgabe des Essens.
Es handelt sich dabei um einen kompletten Herstellungsprozess mit Rohstoffgewinnung, Produktion und Distribution und es gibt dort überhaupt keine Finanzen.
Unter den Bedingungen der KÜFA, die vollkommen ohne Geld funktioniert, sind die folgenden Voraussetzungen gegeben:
- Wir nehmen uns nur das, was wir wirklich brauchen. Das Gefühl, auf etwas zu verzichten, gibt es hier nicht. Wenn ich wenig Hunger habe, nehme ich mir einfach weniger, ohne mit anderen zu vergleichen.
- Kein Mensch wird dazu überredet, sich mehr zu nehmen, als er benötigt.
- Kein Mensch ist ausgeschlossen: Jeder bekommt uneingeschränkt das, was er braucht, um satt zu werden.
Wer einmal bei einer KÜFA mitgewirkt hat, kann bestätigen, dass diese freiwillige Tätigkeit weit mehr Enthusiasmus freisetzt als bezahlte Arbeit. Eine solch positive Atmosphäre findet man auch bei vielen anderen ehrenamtlichen Tätigkeiten.
Auch die Versorgung vieler Graswurzelinitiativen oder Protestcamps erfolgt vollkommen unabhängig von finanziellen Einflüssen auf diese Art und Weise. Diese Versorgungsstrukturen sind erprobt und stabil.
Diese Erfahrung deckt sich mit Erkenntnissen von Soziologen wie Dan Ariely, die zeigen, dass freiwilliges Engagement häufig nicht nur zu gleich guten, sondern sogar zu besseren Ergebnissen führt als bezahlte Arbeit. In dieser freiwilligen Arbeit zeigt sich ein Prinzip, das auch eine größere gesellschaftliche Bedeutung haben könnte: die Idee einer Wirtschaft und Gesellschaft, die auf freiwilliger Kooperation basiert, statt auf Konkurrenz und Marktgesetzen.
Zusammengefasst: Eine Wirtschaft, die auf unbezahlter Arbeit basiert, kommt ohne Geld und Finanzwesen aus, weil die Rohstoffe kostenlos sind und die Arbeit freiwillig erledigt wird. Und nur wenn wir uns frei nehmen könnten, was wir brauchen, hätten wir nicht das Gefühl, auf etwas verzichten zu müssen. Das ist die Voraussetzung dafür, dass die Menschheit auch auf Wachstum verzichten würde.
Wie sieht es nun mit der globalen Wirtschaft aus? Auch hier sind alle Rohstoffe kostenlos, denn die Erde verlangt kein Geld von uns. Genauer wird dies im Kapitel 7, in dem es um das Eigentum geht, erörtert. Auch der Sonne müssen wir nichts für die Energie bezahlen, die sie uns liefert.
Wenn wir freiwillig, also ohne Lohn arbeiten würden, hätten auch in der globalen Wirtschaft alle Waren und Dienstleistungen keinen monetären Wert und somit hätte das Finanzsystem keinen Angriffspunkt mehr.
Dann wäre die Wirtschaft wirklich frei.
Die Hauptbedingung für eine Gesellschaft, in der es kein Wachstum gibt und die Wirtschaft bei Erfordernis auch problemlos schrumpfen könnte, wäre damit gegeben. Wir würden uns in den Geschäften nur das nehmen, was wir wirklich zum Leben brauchen.
Es gibt keine Aufforderung dazu, sich mehr zu nehmen, als wir wirklich brauchen, so wie es heute der Fall ist, wenn wir mit Werbung und Rabattaktionen dazu aufgefordert werden, so viel wie möglich zu kaufen, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.
Wie können wir die Bedingungen, wie sie in der KÜFA vorliegen, auf die globale Wirtschaft übertragen?
Wir müssten lediglich die globale Wirtschaft an einem bestimmten Tag weltweit auf ehrenamtliche Arbeit umstellen, dann hätten alle produzierten Güter und Dienstleistungen keinen finanziellen Wert mehr und wir hätten das Finanzsystem aus der Wirtschaft verbannt.
Dadurch würde das Finanzsystem obsolet, es löst sich auf. Da es keinerlei materielle Werte schafft, sollte es keine Komplikationen geben. Dann gibt es auch keinen Profit mehr, denn Profit ist nichts anderes als Geld.
Auf diese Weise kann unsere Überflussgesellschaft überwunden werden, die einerseits immer mehr Ressourcen verbraucht und immer mehr Müll erzeugt und andererseits Menschen ausschließt, um daran teilzuhaben. Das Motiv, das die meisten Menschen vor der Umwandlung des Kapitalismus in eine nachhaltige Wirtschaft zurückschrecken lässt, nämlich auf etwas verzichten zu müssen, wäre damit beseitigt.
Es handelt sich um eine völlig neuartige Revolution, um eine Revolution des Gebens. Anstatt den Eigentümern die Produktionsmittel wegzunehmen und anders zu verteilen, schenken wir Menschen uns freiwillig gegenseitig unsere Arbeit.
4. Die Revolution des Gebens
Wie könnte die Menschheit dazu motiviert werden, von einem Tage an freiwillig zu arbeiten? Wahrscheinlich kann sich das niemand wirklich vorstellen.Read More
Viele Menschen könnten sich jedoch die Organisation eines weltweiten Generalstreiks vorstellen. Normalerweise wird ja bei einem Streik die Arbeit niedergelegt, um die Wirtschaft in die Knie zu zwingen, um Forderungen durchzusetzen. Häufig geht es um höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen oder die Androhung von Betriebsschließungen.
Mit Hilfe eines solchen weltweiten Generalstreiks wäre es ebenfalls möglich, die globale Wirtschaft vom Finanzsystem zu befreien. Es geht ja schließlich darum, zu verhindern, dass das Finanzsystem Einfluss auf die Wirtschaft nehmen kann. Deshalb muss das Geld aus der Wirtschaft verbannt werden, die Waren dürfen also keinen finanziellen Wert bekommen.
Somit werden wir bei diesem Streik nicht die Arbeit niederlegen sondern alle Menschen beginnen damit, freiwillig, also ohne Lohn zu arbeiten. Dadurch werden die Waren kostenlos und sofort nach dieser Umstellung können wir uns einfach nehmen, was wir brauchen, ohne etwas dafür zu bezahlen. Dadurch werden wir nach dieser Umstellung auch gar keine Löhne mehr benötigen.
In Kapitel 8 wird beschrieben, wie sich unmittelbar die gesellschaftlichen Randbedingungen ändern, sodass es funktioniert.
Wichtig ist, dass diese Umstellung weltweit gleichzeitig erfolgt, damit alle Rohstoffe, Zwischenprodukte und Fertigerzeugnisse sowie alle Dienstleistungen überall sofort kostenlos verfügbar sind.
Wie sieht der Übergang unmittelbar nach der Umstellung konkret aus? Die Arbeit muss erst einmal genau so weitergehen wie am Tage zuvor, damit die bestehenden Lieferketten nicht gestört werden. Das ist kein Problem denn die Wirtschaft beruht auf Liefer- und Arbeitsverträgen, die weiter gelten. Nur die Zahlungen entfallen natürlich. Den produzierten Waren ist es völlig egal, ob sie durch bezahlte oder durch freiwillige Arbeit hergestellt werden.
Wir müssen also erst einmal überhaupt nichts an der Wirtschaft verändern. Die Veränderungen kommen ganz von alleine, wenn es keinen Profit mehr gibt. Dieser verflüchtigt sich ja gemeinsam mit dem Finanzsystem.
Unmittelbar nach der Umstellung werden wir in einer ganz anderen Gesellschaft leben. Weil wir uns in dieser Gesellschaft gegenseitig beschenken, werden wir ausschließlich solidarisch miteinander umgehen. Diese Gesellschaft wird vollkommen anders funktionieren als unsere heutige, in der Gier und Knappheit das Leben bestimmen.
Die Wirtschaft kann nach der Umstellung also nach Bedarf schrumpfen, d.h. die hemmungslose Ausbeutung der natürlichen Ressourcen hört auf und die Menschen haben plötzlich viel mehr Zeit.
Die Versorgung mit Waren des täglichen Bedarfs geht natürlich weiter denn diese Branchen arbeiten ja ganz normal weiter und sie werden von Menschen unterstützt, bis dahin in Branchen gearbeitet haben, die nicht mehr benötigt werden, wie z.B. im Finanzsystem.
Vor einigen Jahren, beim ersten Covid-19-Lockdown, hatten wir bereits schon einmal eine ähnliche Situation. Die Fließbänder in den Autowerken standen still aber die Versorgung der Bevölkerung war zu keinem Zeitpunkt gefährdet. Damals gab es viel Angst um die Zukunft aber nach der Umstellung sind alle Menschen automatisch für immer versorgt.
Werden aber die Unternehmer, die „Kapitalisten“ auch mitmachen oder lassen sie sich die Waren trotzdem bezahlen? Diese Sorge ist unbegründet denn auch die Unternehmer bekommen nach der Umstellung alles geschenkt. Es wäre für sie ein völlig überflüssiger Aufwand, das Geld einzustreichen, welches nicht mehr benötigt wird.
Auch die Unternehmer und selbst Milliardäre haben ein Privatleben, welches sie wie gewohnt fortsetzen können. Die oft hohen Aufwendungen für Repräsentation, die in einer nicht profitorientierten Gesellschaft freilich nicht mehr notwendig sind, würden natürlich entfallen.
Natürlich könnten wir zur Not sogar damit drohen, die Wirtschaft zu zerschlagen, wenn die Unternehmer nicht mitmachen. Ich habe aber die Hoffnung, dass sie mitmachen, denn dieses Programm wird allen Menschen bekannt sein und dort wird plausibel und nachvollziehbar beschrieben, dass es keine Benachteiligten mehr gibt und allgemeine Chancengleichheit gesichert ist.
5. Beschreibung der „Freiwilligen Arbeit“
Wenn alles verschenkt wird, dann erübrigt sich jede Werbung und jeder Versuch, die Menschen dazu zu bringen, sich mehr zu nehmen, als sie brauchen. Wir werden uns deshalb weniger nehmen als vorher und bereits innerhalb einiger Tage wird die Wirtschaft schrumpfen. Das ist aber kein Problem, weil ja alle Menschen automatisch versorgt sind. Einen Schrecken wie „Arbeitslosigkeit“ gibt es nicht mehr.Read More
In den Wirtschaftszweigen, wo weniger produziert wird, bleiben die Menschen einfach länger zu Hause oder sie helfen dort, wo immer noch viel zu tun ist. Das wird funktionieren, denn wir Menschen sind so veranlagt, dass wir uns revanchieren wollen, wenn wir etwas geschenkt bekommen und wir bekommen dann alles geschenkt. Auch die vielen Beschäftigten aus dem Finanzsystem werden dann mithelfen. Das bedeutet, dass wir innerhalb weniger Wochen zu einer Zwei- oder Dreitagewoche übergehen können.
Auch die Waren werden dann wieder so hergestellt, dass sie so lange wie möglich halten, ohne gleich nach der Garantie kaputt zu gehen. Weil Arbeit nichts kostet, spielt es keine Rolle, wie lange gebraucht wird, um defekte Dinge zu reparieren oder vollständig zu recyceln. Damit wird sich die gesamte Rohstoffsituation entspannen und das Hauptargument heutiger Politiker und Ökonomen, man brauche den Markt, damit knapper werdende Rohstoffe teurer werden, wird hinfällig.
Der Vollständigkeit halber sollte noch erwähnt werden, dass es keine Problem ist, wenn keine Steuern mehr eingenommen werden, da die Menschen, die in der Verwaltung, in der Bildung oder in der Kultur arbeiten, natürlich auch bedingungslos versorgt sind.
6. Ende der Entfremdung der Arbeit
Wenn Arbeit freiwillig ist, wird sie ihre Bedeutung vollkommen verändern – sie wird Ausdruck von Kreativität und Beitrag zur Gemeinschaft. Und wenn niemand mehr aus Zwang arbeiten muss, dann wird auch der Wert der Arbeit ganz anders geschätzt. Die Motivation kommt dann aus der Freude an der Tätigkeit selbst.Read More
Mit der Abkopplung des Finanzsystems von der Wirtschaft wird endlich die Entfremdung der Arbeit überwunden. Jeder Mensch hat dann die Möglichkeit, sich eine Arbeit zu suchen, die seinen Talenten, seinen Fähigkeiten und Neigungen entspricht, d.h. eine Arbeit, die Spaß macht und zu der wir uns nicht gezwungen fühlen. Niemand wird mehr gezwungen sein, einer Arbeit nachzugehen, nur um Geld zu verdienen, um überleben zu können.
Sicherlich wird es noch Tätigkeiten geben, die unangenehm sind und die von Menschen ausgeführt werden müssen. Aber die Verteilung dieser Arbeiten erfolgt nach solidarischen Prinzipien, nicht mehr durch den Zwang zum Geldverdienen.
Leider werden vor allem im globalen Süden noch viele Menschen ausgebeutet, damit wir im globalen Norden unseren konsumorientierten Lebensstil aufrechterhalten können. Denken wir nur an die Gewinnung der Rohstoffe für Elektro-Autos, Spielzeugherstellung oder das Pellen der Garnelen. Es wäre sicher kein Problem, wenn diese Menschen ihre Arbeit einfach niederlegen, bis bessere Lösungen gefunden sind.
Wir können jedoch davon ausgehen, dass diese Umstellung so aufregend sein wird, dass wir auf diesen Luxus gerne verzichten werden.
Oft wird gefragt, wer steht denn dann um vier Uhr morgens auf, um die Brötchen zu backen. Es gibt Menschen, die leidenschaftlich gerne backen. Wenn sie sich dabei abwechseln, dann wird es für niemanden zu viel.
Zudem könnten viele unangenehme Arbeiten auch von Robotern übernommen werden. Heute sind Menschen leider oft für solche Tätigkeiten billiger als Maschinen. Erst wenn das Finanzsystem überwunden ist, wird der Mensch im Mittelpunkt aller Entscheidungen stehen.
Stell dir vor, die meisten Autowerke könnten dann auf die Produktion von Robotern umgestellt werden!
7. Was wird aus dem Eigentum?
Viele Menschen, die sich aktiv mit der Überwindung des Kapitalismus beschäftigen, streben eine Vergesellschaftung des Eigentums an. Aber wir müssen daran denken, dass es sich auch bei gesellschaftlichem Eigentum um Eigentum handelt.Read More
Im real existierenden Sozialismus waren alle Produktionsmittel und Rohstoffe vergesellschaftet. Der Autor dieses Programmentwurfes hat 35 Jahre im real existierenden Sozialismus gelebt und kennt das Volkseigentum recht gut. Damals war die Hemmschwelle, sich einen Schreibblock aus dem Büro mit nach Hause mitzunehmen, ihn also zu Privateigentum zu machen, nicht besonders hoch, da er einem ja gewissermaßen schon teilweise gehörte. Und das gab es auch im großen Stile. Nach 1989 konnten alle miterleben, wie ihr Volkseigentum ganz unspektakulär wieder in Privateigentum umgewandelt wurde.
Diese Privatisierung wäre viel schwieriger, wenn es überhaupt kein Eigentum gäbe, wie es vor Beginn der „Zivilisation“, bis vor etwa 10.000 Jahren der Fall war. Der Grund ist, dass in einem solchen System die formale rechtliche Infrastruktur fehlt, um Eigentum klar zu definieren und privat zu übertragen. Wenn Land nicht als Eigentum verstanden wird, ist es schwerer, es legal zu verkaufen oder auf Einzelpersonen zu übertragen, weil es keine festen Ansprüche darauf gibt, die als Grundlage für Privatisierung dienen könnten.
Wenn wir an Eigentum denken, dann stellen wir uns eingezäunten Grund oder eine Fabrik in Privatbesitz vor. Aber wir können „Eigentum“ auch unter einem ganz anderen Blickwinkel betrachten. Eigentum müssen wir nicht zwingend als Subjekt sehen, denn es ist vor allem auch Objekt.
Eigentum ist ein Werkzeug zur Erzeugung von Profit.
Auch eine selbstgenutzte Eigentumswohnung erzeugt Profit, indem du die nicht gezahlte Miete für etwas anderes ausgeben kannst. Sogar eingezäuntes Land, welches überhaupt nicht bewirtschaftet wird erzeugt Profit, indem es die restliche Fläche knapper werden lässt wodurch der Grundstückspreis steigt.
Eigentum entstand nicht, damit jemand sagen konnte: „Das ist mein Besitz“. Der Hauptgrund für die Entstehung von Eigentum war, andere Menschen auf den eingezäunten Feldern arbeiten zu lassen, um Profit zu erwirtschaften. Davor gab es überhaupt kein Eigentum. Das Land gehörte nicht allen sondern niemandem.
Jetzt ist natürlich die große Frage, wie wir wieder genau dahin kommen könnten. Wenn es überhaupt keinen Profit gäbe, so wie es in diesem Programmentwurf beschrieben wird, dann wäre das Werkzeug Eigentum nutzlos wie ein abgebrochenes Messer. Du lässt den Griff noch eine Weile in der Ecke liegen und wirfst ihn dann in die gelbe Tonne.
Der Eigentümer verliert also das Interesse an seinem Eigentum und mehr noch, er wird daran interessiert sein, das Eigentum abzustoßen, weil er die Verantwortung dafür noch immer trägt, auch wenn er keinen Profit mehr erzielen kann.
Da es kein Geld mehr gibt, kann er sein Eigentum nicht verkaufen und deshalb wird er es freigeben. Diese Freigabe führt dazu, dass es dann nicht allen gehört, sondern es gehört niemandem. Dies ist der große Unterschied zur Vergesellschaftung.
Wenn es keinen Profit mehr gibt, also nach der hier beschriebenen Überwindung von Finanzsystem und Geld, dann wird Eigentum von ganz alleine wieder zu Allmende, so wie es in 95 Prozent der Menschheitsgeschichte der Fall war.
Genau dann sind auch Rohstofflagerstätten wie Eisenerzgruben, Ölbohrungen oder Trinkwasserbrunnen Allmende. Damit ist gewährleistet, dass alle Rohstoffe kostenlos verfügbar sind sind.
Deshalb ist die Entkopplung des Finanzsystems von der Wirtschaft und die daraus folgende Auflösung des Finanzsystems und des Geldes die einzige Lösung, um das Eigentum vollkommen abzuschaffen.
8. In was für einer Art von Gesellschaft werden wir dann leben?
In vielen Gesprächen spürt man diese Unsicherheit, was wäre, wenn wir diese Revolution des Gebens hinter uns haben und im vom Finanzsystem befreiten Kapitalismus, in der Benharmonia leben würden. Wird sich jeder zwei Lamborghini nehmen? Werden dann nicht alle in Champagner baden wollen? Wer würde denn dann noch arbeiten gehen? Gibt es denn dann überhaupt noch Fortschritt? Wer macht die Arbeiten, die keiner machen möchte? Steht der Bäcker überhaupt noch um vier Uhr morgens auf?Read More
Viele Menschen sind davon überzeugt, dass dieses Prinzip nie funktionieren würde, weil wir Menschen einfach von Geburt aus schlecht sind. Die Kirche redet uns das seit fast 2000 Jahren ein um sich das Monopol zu sichern, den Menschen die Sünden zu nehmen. Aber sind wir wirklich rund um die Uhr schlecht?
Ein Phänomen, welches heute wenig beachtet wird aber eigentlich ganz zentral steht, ist die tägliche Veränderung im Verhalten der Menschen beim Übergang zwischen Erwerbsarbeit und Freizeit. Morgens, wenn wir in die Erwerbstätigkeit eintreten, arbeiten wir in erster Linie für Geld. Unser Verhalten wird durch die Marktgesetze bestimmt: Wir agieren im Wettbewerb, handeln auf Märkten und richten uns nach den Prinzipien von Effizienz und Profitmaximierung. In dieser Phase des Tages stehen wir in Konkurrenz mit anderen, und unser Handeln ist vorwiegend zweckorientiert.
Abends hingegen, wenn wir nach Hause zurückkehren, treten wir in den Bereich der unbezahlten Reproduktionsarbeit ein, die überwiegend freiwillig geleistet wird. Hier zeigt sich ein völlig anderes Verhalten: Wir handeln kooperativ, solidarisch und helfen einander. Diese Freiwilligkeit ist der entscheidende Faktor, der die Kooperationsbereitschaft und Solidarität ermöglicht. Wir erziehen unsere Kinder, pflegen Angehörige und engagieren uns im sozialen Umfeld – nicht aus finanziellen Motiven, sondern aus persönlichem Antrieb und sozialer Verantwortung.
Dieser tägliche Wechsel vom marktorientierten Verhalten in der Erwerbsarbeit zur freiwilligen, solidarischen Reproduktionsarbeit bleibt heute vollkommen unbeachtet, obwohl er tiefgreifende Auswirkungen auf das soziale Gefüge und unsere menschlichen Beziehungen hat – und zeigt das Potenzial für die neue, kooperative Form unserer Gesellschaft.
So wie wir heute zweimal täglich diesen Wechsel vollziehen, ohne uns umstellen zu müssen, werden wir nach der Befreiung des Kapitalismus vom Finanzsystem in einer kooperativen und solidarischen Gesellschaft leben. Die unbezahlte Arbeit wird von der Reproduktionsarbeit dann einfach auf die Produktion ausgedehnt und es gibt keinen Grund mehr, uns zweckorientiert und kompetitiv zu verhalten.
Wir werden uns dann so verhalten, wie im Familienkreis und uns natürlich nicht zwei Lamborghini bestellen und nicht im Champagner baden. Wie bereits im Kapitel über das Ende der Entfremdung der Arbeit erwähnt, ist unsere Motivation nicht mehr, eine Arbeit zu machen um Geld zu verdienen, sondern um uns mit etwas Sinnvollem zu beschäftigen.
Wir werden dann wirklich das machen, wozu wir Lust haben. Es gibt viele Menschen, die für ihr Leben gerne backen. Ich bin sicher, dass sie dafür einmal pro Woche um vier Uhr aufstehen, um leckere Brötchen oder Croissants anzubieten.
So werden mit der Zeit sicherlich die meisten Arbeitsplätze besetzt werden und wenn es Arbeiten gibt, die partout niemand machen möchte und für die es auch keine Roboter gibt, dann werden wir uns diese Arbeiten solidarisch einteilen. Menschen werden nicht nur von äußeren Anreizen gesteuert. Solidarität, Verantwortung und Gemeinschaft sowie intrinsische Motivation sind genauso starke und vielleicht sogar stärkere Triebkräfte wie Egoismus.
9. Epilog:
Ein Aufruf zur Revolution des Gebens
Der Markt, der Wettbewerb und letztendlich das Finanzsystem haben uns auf den heutigen Wohlstand gebracht. Diese Entwicklung überstürzt sich jedoch seit etwa 50 Jahren. Seitdem warnen uns auch die Wissenschaftler vor einer nahenden Katastrophe.Read More
Immer schneller werden neue Produkte entwickelt und somit zwangsläufig entsorgt. Der Ausstoß an Kohlendioxid, der für die Erwärmung der Atmosphäre sorgt, steigt dadurch exponentiell an und wahrscheinlich werden die Rohstoffe ebenfalls exponentiell knapper.
Wir müssen jetzt unbedingt diesen Beschleunigungsfaktor aus dem Kapitalismus herausnehmen, um nicht in eine Katastrophe katapultiert zu werden.
Die Revolution des Gebens ist mehr als eine Utopie – sie ist ein notwendiger Schritt in eine Zukunft, in der Solidarität, Verantwortung und Kooperation das Fundament unserer Gesellschaft bilden. Es liegt an uns, diesen Wandel aktiv zu gestalten, anstatt auf den bestehenden Strukturen zu verharren.
Der Weg mag herausfordernd erscheinen, doch die Möglichkeiten sind grenzenlos. Indem wir die Prinzipien der Freiwilligkeit und des Gebens in den Mittelpunkt unserer wirtschaftlichen und sozialen Interaktionen stellen, können wir eine Welt schaffen, in der jeder Mensch in Freiheit und Würde leben kann. Es liegt an uns, die Vision einer neuen Gesellschaft zu verwirklichen, in der das Wohl des Einzelnen und der Gemeinschaft im Einklang stehen. Lasst uns diesen Weg gemeinsam beschreiten und eine Zukunft voller Hoffnung und gegenseitiger Unterstützung gestalten.
Hier kann ein Dialog gedownloadet werden, in dem die Zusammenhänge ein bisschen einfacher beschrieben werden: https://letusbe.one/de2/Benharmonia.pdf (10 min Lesezeit).
Ich denke, dass nicht nur die Zeit reif ist für etwas Neues, auch der Kapitalismus kann nur mit etwas ganz Neuem beendet werden.
Diskussionsbedarf?
Ich diskutiere gerne mit euch über dieses neue Konzept. Bitte schreibt mir eine Email, wenn ihr Gesprächsbedarf habt.
licht@LetUsBe.One
Berlin, den 12.12.24
Eberhard Licht
Dies ist meine persönliche Homepage und meine persönliche Meinung.
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