1. Einleitung
Read MoreDie Reichen werden immer reicher, die Flüchtlingsströme reißen nicht ab. Niemand darf laut seine Meinung äußern, damit Waffenexporte nicht gefährdet werden. Ein Krieg nach dem anderen flammt auf.
Die Politik unternimmt nichts dagegen, denn der Wiederaufbau der Zerstörungen durch Kriege und Klimakatastrophen dient ebenfalls dem Wirtschaftswachstum.
Die Menschen spüren, dass etwas nicht stimmt, aber sie wissen nicht, was sie tun sollen. Politiker liefern nur halbherzige Ausreden. Neue Parteien entstehen, aber auch sie machen nur vage Versprechungen. Es gibt keine tragfähige Vision für die kommenden 20 Jahre.
In der Not driftet die Gesellschaft auseinander.
Ironischerweise sind wir es selbst, die diese Entwicklung aufrechterhalten. Beschäftigte fordern stets höhere Löhne und Rentner wünschen sich mehr Rente. Selbst das bloße Anhalten des Wachstums würden die Meisten als Verzicht empfinden.
Aber diese anhaltende Wachstumsspirale führt dazu, dass die Ressourcen der Erde hemmungslos ausgebeutet werden.
Im Durchschnitt erreichen die Dinge, die wir zum Leben brauchen, nur 50 Prozent ihrer Lebensdauer. Dann werden sie weggeworfen und neu gekauft aber je schneller Produkte entsorgt und neu hergestellt werden, desto höher sind sowohl die Profite als auch die Emissionen. Herstellung und Transport dieser Konsumgüter sind für zwei Drittel der emittierten Treibhausgase verantwortlich.
Politik und Medien weigern sich strikt, den Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Überproduktion und dem Klimawandel sowie der Verschärfung der Ungleichheit zu nennen. Sie blenden uns mit grünem Wasserstoff, Dekarbonisierung und Biokerosin, dabei beträgt der weltweite Anteil alternativer Energieproduktion nur etwa 20 Prozent.
Obwohl der Anteil erneuerbarer Energien wächst, bleibt der Großteil der Energieversorgung auch in Zukunft fossil geprägt. Noch immer steigt die Konzentration an Kohlendioxid in der Atmosphäre jährlich weiter an.
Dabei wäre es so einfach. Wir müssten nur verhindern, dass die produzierten Waren vor Erreichen ihrer Lebensdauer weggeworfen werden. Dann könnte die Wirtschaft schrumpfen und die langfristigen Klimaziele wären sofort erreicht.
Allerdings würde das dazu führen, dass es Millionen zusätzlicher Arbeitsloser gibt und die damit einhergehenden sozialen Unruhen will man geflissentlich vermeiden.
Diese Angst vor drohender Massenarbeitslosigkeit nutzt auch das Finanzsystem für seinen Einfluss auf die Wirtschaft aus. Mit der großzügigen Vergabe von Krediten wird neues Geld geschöpft. Wenn die Wirtschaft nicht mehr wachsen würde und sie diese Kredite nicht zurückzahlen könnte, dann würde der Geldhahn zugedreht und wir hätten die nächste groß Finanz- und Wirtschaftskrise.
Der Grund für die heutigen globalen Probleme ist also diese Symbiose aus Angst vor Arbeitslosigkeit und der Gier des Finanzsystems auf Geldvermehrung.
Karl Marx und John Maynard Keynes sind bereits vor längerer Zeit davon ausgegangen, dass heute die meiste Arbeit von Robotern erledigt werden würde. Sie nahmen an, dass sich die Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums von ganz alleine regelt, sich also der Widerspruch zwischen Erwerbsarbeit und Arbeitslosigkeit von alleine löst. Aber das ist leider nicht passiert und keiner unserer heutigen Politiker und Philosophen nimmt dieses heiße Eisen in die Hand.
In diesem Beitrag wird ein Konzept vorgestellt, welches einerseits den Widerspruch zwischen Erwerbsarbeit und Arbeitslosigkeit auflöst und andererseits das Finanzsystem von der Wirtschaft abkoppelt.
2. Die wirkliche Ursache der globalen Probleme:
Wirtschaft oder Finanzsystem?
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Trotz dieser positiven Ansätze scheitert das Unternehmen im Wettbewerb – und die Ursache dafür ist der einzig und allein der Profit.
Viele Kritiker des Kapitalismus fordern eine Vergesellschaftung der Wirtschaft. Doch wird damit das Problem gelöst?
Keineswegs. Denn nur wenn das Finanzsystem keinen Druck mehr auf die Wirtschaft ausüben kann, wird das Problem tatsächlich behoben. Eigentlich ist die Wirtschaft dazu da, um den Bedarf der Menschen zu erfüllen. Hierzu ist per se kein Wachstum erforderlich.
Das Finanzsystem zwingt die Wirtschaft zu ständigem Wachstum. Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert, dass das weltweite Bruttoinlandsprodukt bis 2029 um fast 30 Prozent steigen wird. Das bedeutet, dass die globale Wirtschaft alles tun muss, um dieses Ziel zu erreichen.
Da der Konsum nicht unendlich gesteigert werden kann, wird es zwangsläufig zu weiteren Kriegen kommen. Denn die Produktion und der Verkauf von Waffen und der Wiederaufbau kriegsbedingter Zerstörungen tragen ebenfalls zum Bruttoinlandsprodukt bei. Das Gleiche gilt für Zerstörungen durch klimawandelbedingte Ereignisse.
Die öffentlich-rechtlichen Medien thematisieren zwar inzwischen den menschengemachten Klimawandel, verschweigen aber, dass etwa drei Viertel der Emissionen aus industrieller Produktion und globalen Lieferketten stammen.
Statt diese Abhängigkeit zu benennen, fordern sie weiterhin „mehr Wachstum“ – ohne wahrheitsgemäß zu sagen, was das bedeutet: Wachstum entsteht durch den Verkauf von Waren, und die Produktion dieser Waren erfordert Energie, Ressourcen und Transport.
Indem sie Wachstum als Lösung präsentieren, verschleiern sie, dass es gerade der Wachstumszwang ist, der den Klimawandel , die Ressourcenverschwendung und die steigende Ungleichheit befeuert.
Warum richten wir nicht all unsere Kraft auf die Lösung dieses zentralen Problems?
Ganz einfach: Wir wissen nicht, wie eine Welt ohne Finanzsystem funktionieren soll.
3. Weniger Wirtschaft – mehr Arbeitslose?
Read MoreIm Grunde genommen wäre das kein Problem denn sowohl Marx als auch Keynes sind davon ausgegangen, dass in der heutigen Zeit wegen der fortschreitenden Automatisierung der Wirtschaft viel weniger gearbeitet wird.
Aber sie sind auch stillschweigend davon ausgegangen, dass sowohl Beschäftigte als auch Nichtbeschäftigte gleichermaßen die Möglichkeit haben, ein würdevolles Leben führen zu können. Das heißt, dass Nichtbeschäftigte gegenüber Beschäftigten nicht benachteiligt sind. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass auch die Arbeit gerecht verteilt wird.
Um das zu gewährleisten, gibt es zwei Möglichkeiten.
A: Man könnte den Arbeitslosen genau so viel Geld geben wie den Beschäftigten, sodass für alle Menschen ein Leben in Würde gesichert ist. Dies widerspricht jedoch unserem vom Wettbewerb geprägten Gerechtigkeitsempfinden und es ist daher ausgeschlossen.
B: Ein besserer Ansatz könnte sein, allen Menschen bedingungslosen Zugang zu den notwendigen Ressourcen für ein würdiges Leben zu gewähren. Dies würde die Ungleichheit beseitigen, weil dann auch alle anderen Tätigkeiten, die nichts mit Arbeitslosigkeit zu tun haben aber trotzdem nicht bezahlt werden, wie z.B. Care-Arbeit, Haushaltsführung, Kindererziehung oder zivilgesellschaftliche Aktivitäten, für die täglich mindestens so viel Zeit aufgewendet wird, mit heutiger Erwerbsarbeit gleichgestellt sind.
Nur auf diese Weise würde sich der gesellschaftliche Reichtum wirklich gerecht verteilen. Zudem würde der Unterschied zwischen Erwerbs- und Care-Arbeit aufgehoben, somit entfällt eine der Hauptursachen für patriarchale Strukturen.
Bereits im Neuen Testament wurde dieses Problem thematisiert (Matthäus 20,1–16). In Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg wird berichtet, dass der Weinbauer die Beschäftigten nicht nach der Arbeitszeit bezahlt sondern ihnen das gibt, was sie gerade für einen Tag benötigen.
Das hier vorgestellte Konzept geht sogar noch einen Schritt weiter. Die Menschen könnten sich wirklich individuell das nehmen, was sie für ein Leben in Würde benötigen und bekommen nicht eine von anderen zugeteilte Geldsumme.
Unter dieser Voraussetzung würde auch der Wunsch gefördert werden, insgesamt weniger zu arbeiten. Die Folge wäre, dass die Lebensdauer von Produkten wieder maximiert und die Produktion weiter automatisiert wird.
Dadurch würden die Treibhausgasemissionen gesenkt und natürliche Ressourcen geschont werden, da weniger produziert und somit weniger Rohstoffe verbraucht und Abfall emittiert würde.
4. Wie können wir das Finanzsystem von der Wirtschaft abkoppeln?
Read MoreBereits Adam Smith argumentierte, dass der Wert einer Ware primär durch die Arbeit bestimmt wird, die zu ihrer Herstellung notwendig ist. Karl Marx erweiterte diese Arbeitswerttheorie und untersuchte in seiner Kritik der politischen Ökonomie den Zusammenhang zwischen Ware, Arbeit und Wert.
Hier möchten wir uns lediglich auf die Frage konzentrieren, wie der finanzielle Wert, der Tauschwert einer Ware, zustande kommt. Denn das Material selbst ist ursprünglich kostenlos, da uns die Rohstoffe der Erde unentgeltlich zur Verfügung stehen. Schließlich zahlen wir der Erde nichts für ihre Schätze.
Der Wert einer Ware entsteht dadurch, dass menschliche Arbeit in ihre Herstellung fließt, die mit Geld entlohnt wird. Dieser finanzielle Wert überträgt sich auf das Material, wodurch die Waren schließlich einen Preis erhalten.
Um alle Waren und Dienstleistungen gratis erhalten zu können, müssten die Menschen eigentlich nur auf ihre Löhne verzichten, also ihre Arbeit, quasi als Gegenleistung für die dann gratis erhältlichen Waren und Leistungen, zurückschenken.
Die Übertragung des Geldwertes auf die Ware wird in dieser Grafik sichtbar gemacht.
Wenn die Waren keinen finanziellen Wert erhalten, dann wären sie freilich auch kostenlos verfügbar, sodass überhaupt kein Lohn erforderlich ist.
Das mag auf den ersten Blick absurd erscheinen, aber denken wir an die Arbeit, die wir zu Hause leisten: Wir erhalten keinen Lohn dafür, dass wir unsere Kinder erziehen, Angehörige pflegen, putzen oder Kleidung reparieren – und dennoch tun wir das ganz selbstverständlich.
Etwa die Hälfte eines jeden Tages arbeiten wir ohne Bezahlung. Dazu kommen zahlreiche ehrenamtliche Tätigkeiten in der Zivilgesellschaft. Viele Menschen arbeiten sogar den ganzen Tag ohne Bezahlung. Es ist also generell nichts Schlimmes dabei, ohne Lohn zu arbeiten.
Wir müssten dieses Prinzip nur auf die Produktion ausdehnen. Den erzeugten Waren ist es vollkommen gleichgültig, ob sie mit freiwilliger oder bezahlter Arbeit hergestellt werden.
Zusammengefasst kann festgestellt werden: Eine Wirtschaft, die auf unbezahlter Arbeit basiert, kommt ohne Geld und Finanzwesen aus, weil die Rohstoffe kostenlos sind und die Arbeit freiwillig erledigt wird.
Wie sieht es nun mit der globalen Wirtschaft aus? Auch hier sind alle Rohstoffe kostenlos, denn die Erde verlangt kein Geld von uns.
Wenn wir freiwillig, also ohne Lohn arbeiten würden, hätten auch in der globalen Wirtschaft alle Waren und Dienstleistungen keinen monetären Wert und somit hätte das Finanzsystem keinen Angriffspunkt mehr.
Dann wäre die Wirtschaft wirklich frei.
Die Hauptbedingung für eine Gesellschaft, in der es kein Wachstum gibt und die Wirtschaft bei Erfordernis auch problemlos schrumpfen könnte, wäre damit gegeben.
Wir würden uns in den Geschäften nur das nehmen, was wir wirklich zum Leben brauchen, denn es gibt dann keine Aufforderung mehr dazu, sich mehr zu nehmen, als wir wirklich brauchen, so wie es heute der Fall ist, wenn wir mit Werbung und Rabattaktionen dazu überredet werden, so viel wie möglich zu kaufen, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.
Wir müssten lediglich die globale Wirtschaft an einem bestimmten Tag weltweit auf ehrenamtliche Arbeit umstellen, dann hätten alle produzierten Güter und Dienstleistungen keinen finanziellen Wert mehr und wir hätten das Finanzsystem aus der Wirtschaft verbannt.
Dadurch würde das Finanzsystem obsolet, es löst sich auf. Da es keinerlei materielle Werte schafft, wird es auch keine Komplikationen geben. Dann gibt es auch keinen Profit mehr, denn Profit ist nichts anderes als Geld.
Auf diese Weise kann unsere Überflussgesellschaft überwunden werden, die einerseits immer mehr Ressourcen verbraucht und immer mehr Müll erzeugt und andererseits Menschen ausschließt, um daran teilzuhaben.
Das Motiv, das die meisten Menschen vor der Umwandlung des Kapitalismus in eine nachhaltige Wirtschaft zurückschrecken lässt, nämlich auf etwas verzichten zu müssen, wäre damit beseitigt.
Es handelt sich um eine völlig neuartige Revolution, um eine Revolution des Gebens. Anstatt den Eigentümern die Produktionsmittel wegzunehmen und anders zu verteilen, schenken wir Menschen uns freiwillig gegenseitig unsere Arbeit.
5. Wie kann Eigentum wieder zu Allmende werden?
Read MoreIm real existierenden Sozialismus waren alle Produktionsmittel und Rohstoffe vergesellschaftet. Der Autor dieses Programmentwurfes hat 35 Jahre im real existierenden Sozialismus gelebt und kennt das Volkseigentum recht gut.
Damals war die Hemmschwelle, sich einen Schreibblock aus dem Büro mit nach Hause mitzunehmen, ihn also zu Privateigentum zu machen, nicht besonders hoch, da er einem ja gewissermaßen schon teilweise gehörte. Und das gab es auch im großen Stile. Nach 1989 konnten alle miterleben, wie ihr Volkseigentum ganz unspektakulär wieder in Privateigentum umgewandelt wurde.
Diese Privatisierung wäre viel schwieriger, wenn es überhaupt kein Eigentum gäbe, wie es vor Beginn der „Zivilisation“, bis vor etwa 10.000 Jahren der Fall war. Der Grund ist, dass in einem solchen System die formale rechtliche Infrastruktur fehlt, um Eigentum klar zu definieren und privat zu übertragen. Wenn Land nicht als Eigentum verstanden wird, ist es schwerer, es legal zu verkaufen oder auf Einzelpersonen zu übertragen, weil es keine festen Ansprüche darauf gibt, die als Grundlage für Privatisierung dienen könnten.
Wenn wir an Eigentum denken, dann stellen wir uns eingezäunten Grund oder eine Fabrik in Privatbesitz vor. Aber wir können „Eigentum“ auch unter einem ganz anderen Blickwinkel betrachten. Eigentum müssen wir nicht zwingend als Subjekt sehen, denn es ist vor allem auch Objekt.
Eigentum ist ein Werkzeug zur Erzeugung von Profit.
Auch eine selbstgenutzte Eigentumswohnung erzeugt Profit, indem du die nicht gezahlte Miete für etwas anderes ausgeben kannst. Sogar eingezäuntes Land, welches überhaupt nicht bewirtschaftet wird erzeugt Profit, indem es die restliche Fläche knapper werden lässt wodurch der Grundstückspreis steigt.
Eigentum entstand nicht, damit jemand sagen konnte: „Das ist mein Besitz“. Der Hauptgrund für die Entstehung von Eigentum war, andere Menschen auf den eingezäunten Feldern arbeiten zu lassen, um Profit zu erwirtschaften. Davor gab es überhaupt kein Eigentum. Das Land gehörte nicht allen sondern niemandem.
Jetzt ist natürlich die große Frage, wie wir wieder genau dahin kommen könnten. Aber das ist gar nicht so schwer.
Wenn es überhaupt keinen Profit mehr gibt, so wie es in diesem Programmentwurf beschrieben wird, dann ist das Werkzeug Eigentum nutzlos wie ein abgebrochenes Messer. Du lässt den Griff noch eine Weile in der Ecke liegen und wirfst ihn dann in die gelbe Tonne.
Der Eigentümer verliert also das Interesse an seinem Eigentum und mehr noch, er wird daran interessiert sein, das Eigentum abzustoßen, weil er die Verantwortung dafür noch immer trägt, auch wenn er keinen Profit mehr erzielen kann.
Da es kein Geld mehr gibt, kann er sein Eigentum nicht verkaufen und deshalb wird er es freigeben. Diese Freigabe führt dazu, dass es dann nicht allen gehört, sondern es gehört niemandem. Dies ist der große Unterschied zur Vergesellschaftung.
Wenn es keinen Profit mehr gibt, also nach der hier beschriebenen Überwindung von Finanzsystem und Geld, dann wird Eigentum von ganz alleine wieder zu Allmende, so wie es in 95 Prozent der Menschheitsgeschichte der Fall war.
Genau dann sind auch Rohstofflagerstätten wie Eisenerzgruben, Ölbohrungen oder Trinkwasserbrunnen Allmende. Damit ist gewährleistet, dass alle Rohstoffe kostenlos verfügbar sind sind.
Deshalb ist die Entkopplung des Finanzsystems von der Wirtschaft und die daraus folgende Auflösung des Finanzsystems und des Geldes die einzige Lösung, um das Eigentum vollkommen abzuschaffen.
6. Die Revolution des Gebens
Read MoreWie könnte die Menschheit dazu motiviert werden, von einem Tage an freiwillig zu arbeiten? Wahrscheinlich kann sich das niemand wirklich vorstellen.
Viele Menschen könnten sich jedoch die Organisation eines weltweiten Generalstreiks vorstellen. Normalerweise wird ja bei einem Streik die Arbeit niedergelegt, um die Wirtschaft in die Knie zu zwingen, um Forderungen durchzusetzen. Häufig geht es um höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen oder die Androhung von Betriebsschließungen.
Mit Hilfe eines solchen weltweiten Generalstreiks wäre es ebenfalls möglich, die globale Wirtschaft vom Finanzsystem zu befreien. Es geht ja schließlich darum, zu verhindern, dass das Finanzsystem Einfluss auf die Wirtschaft nehmen kann. Deshalb muss das Geld aus der Wirtschaft verbannt werden, die Waren dürfen also keinen finanziellen Wert bekommen.
Die Motivation für einen solchen Streik könnte sein, dass alle Streikenden fordern, dass Arbeitslose gegenüber Beschäftigten nicht benachteiligt sein dürfen, weil dies die Voraussetzung dafür ist dass sich die Arbeit gleichmäßig verteilt.
Weil es nicht darum geht, die Wirtschaft zu bestrafen sondern darum den Einfluss des Finanzsystems auf die Wirtschaft zu beseitigen, werden wir bei diesem Streik nicht die Arbeit niederlegen sondern alle Menschen beginnen damit, freiwillig, also ohne Lohn zu arbeiten. Dadurch werden die Waren kostenlos und sofort nach dieser Umstellung können wir uns bedingungslos nehmen, was wir brauchen, ohne etwas dafür zu bezahlen. Dadurch werden wir nach dieser Umstellung auch gar keine Löhne mehr benötigen.
Wie sieht der Übergang unmittelbar nach der Umstellung konkret aus? Die Arbeit muss erst einmal genau so weitergehen wie am Tage zuvor, damit die bestehenden Lieferketten nicht gestört werden. Das ist kein Problem denn die Wirtschaft beruht auf Liefer- und Arbeitsverträgen, die weiter gelten. Nur die Zahlungen entfallen natürlich. Den produzierten Waren ist es völlig egal, ob sie durch bezahlte oder durch freiwillige Arbeit hergestellt werden.
Wir müssen also erst einmal überhaupt nichts an der Wirtschaft verändern. Die Veränderungen kommen ganz von alleine, wenn es keinen Profit mehr gibt. Dieser verschwindet ja gemeinsam mit dem Finanzsystem.
Unmittelbar nach der Umstellung werden wir in einer ganz anderen Gesellschaft leben. Weil wir uns in dieser Gesellschaft gegenseitig beschenken, werden wir ausschließlich solidarisch miteinander umgehen. Diese Gesellschaft wird vollkommen anders funktionieren als unsere heutige, in der Gier und Knappheit das Leben bestimmen.
Die Wirtschaft kann nach der Umstellung also nach Bedarf schrumpfen, d.h. die hemmungslose Ausbeutung der natürlichen Ressourcen hört auf und die Menschen haben plötzlich viel mehr Zeit.
Die Versorgung aller Menschen mit Waren des täglichen Bedarfs geht natürlich weiter denn diese Branchen arbeiten ja ganz normal weiter und sie werden von Menschen unterstützt, die bis dahin in Branchen gearbeitet haben, die nicht mehr benötigt werden, wie z.B. im Finanzsystem.
Vor einigen Jahren, beim ersten Covid-19-Lockdown, hatten wir bereits schon einmal eine ähnliche Situation. Die Fließbänder in den Autowerken standen still aber die Versorgung der Bevölkerung war zu keinem Zeitpunkt gefährdet. Damals gab es viel Angst um die Zukunft aber nach der Umstellung sind alle Menschen automatisch für immer versorgt.
Werden aber die Unternehmer, die „Kapitalisten“ auch mitmachen oder lassen sie sich die Waren trotzdem bezahlen? Diese Sorge ist unbegründet denn auch die Unternehmer bekommen nach der Umstellung alles geschenkt. Es wäre für sie ein völlig überflüssiger Aufwand, das Geld einzustreichen, welches nicht mehr benötigt wird. Sie werden bestimmt auch gerne auf die ganze Finanzbuchhaltung verzichten.
Natürlich könnten wir zur Not sogar damit drohen, die Wirtschaft zu zerschlagen, wenn die Unternehmer nicht mitmachen. Wir können aber davon ausgehen, dass sie mitmachen, denn dieses Programm wird allen Menschen bekannt sein und dort wird plausibel und nachvollziehbar beschrieben, dass es keine Benachteiligten mehr gibt und allgemeine Chancengleichheit gesichert ist.
7. Beschreibung der „Freiwilligen Arbeit“
Read MoreEin gutes Beispiel dafür, wie unbezahlte Arbeit funktioniert, sind die Volksküchen, die „Küchen für alle“ oder KÜFA‘s, die oft für die Versorgung von Obdachlosen und Notleidenden dienen. Die Rohstoffe für diese Küchen kommen kostenlos aus den Containern der Supermärkte, freiwillige Helfer bereiten das Essen daraus zu und übernehmen alle Küchenarbeiten und dieses Essen kann dann gratis abgegeben werden. Die Lebensmittel haben dann natürlich bereits einen Lebenszyklus hinter sich aber hier geht es nur um die kostenlose Verfügbarkeit für die KÜFA und die dadurch gewährleistete kostenlose Abgabe des Essens.
Es handelt sich dabei um einen kompletten Herstellungsprozess mit Rohstoffgewinnung, Produktion und Distribution und es gibt dort überhaupt keine Finanzen.
Unter den Bedingungen der KÜFA, die vollkommen ohne Geld funktioniert, sind die folgenden Voraussetzungen gegeben:
- Wir nehmen uns nur das, was wir wirklich brauchen. Das Gefühl, auf etwas zu verzichten, gibt es hier nicht. Wenn ich wenig Hunger habe, nehme ich mir einfach weniger, ohne mit anderen zu vergleichen.
- Kein Mensch wird dazu überredet, sich mehr zu nehmen, als er benötigt.
- Kein Mensch ist ausgeschlossen: Jeder bekommt uneingeschränkt das, was er braucht, um satt zu werden.
Wer einmal bei einer KÜFA mitgewirkt hat, kann bestätigen, dass diese freiwillige Tätigkeit weit mehr Enthusiasmus freisetzt als bezahlte Arbeit. Eine solch positive Atmosphäre findet man auch bei vielen anderen ehrenamtlichen Tätigkeiten.
Diese Erfahrung deckt sich mit Erkenntnissen von Soziologen wie Dan Ariely, die zeigen, dass freiwilliges Engagement häufig nicht nur zu gleich guten, sondern sogar zu besseren Ergebnissen führt als bezahlte Arbeit. In dieser freiwilligen Arbeit zeigt sich ein Prinzip, das auch eine größere gesellschaftliche Bedeutung haben könnte: die Idee einer Wirtschaft und Gesellschaft, die auf freiwilliger Kooperation basiert, statt auf Konkurrenz und Marktgesetzen.
Wenn alles verschenkt wird, dann erübrigt sich jede Werbung und jeder Versuch, die Menschen dazu zu bringen, sich mehr zu nehmen, als sie brauchen. Wir werden uns deshalb weniger nehmen als vorher und bereits innerhalb einiger Tage wird die Wirtschaft schrumpfen. Das ist aber kein Problem, weil ja alle Menschen automatisch versorgt sind. Einen Schrecken wie „Arbeitslosigkeit“ gibt es nicht mehr.
In den Wirtschaftszweigen, wo weniger produziert wird, bleiben die Menschen einfach länger zu Hause oder sie helfen dort, wo immer noch viel zu tun ist. Das wird funktionieren, denn wir Menschen sind so veranlagt, dass wir uns revanchieren wollen, wenn wir etwas geschenkt bekommen und wir bekommen dann alles geschenkt. Auch die vielen Beschäftigten aus dem Finanzsystem werden dann mithelfen. Das bedeutet, dass wir innerhalb weniger Wochen zu einer Zwei- oder Dreitagewoche übergehen können.
Auch die Waren werden dann wieder so hergestellt, dass sie so lange wie möglich halten, ohne gleich nach der Garantie kaputt zu gehen. Weil Arbeit nichts kostet, spielt es keine Rolle, wie lange gebraucht wird, um defekte Dinge zu reparieren oder vollständig zu recyceln. Damit wird sich die gesamte Rohstoffsituation entspannen und das Hauptargument heutiger Politiker und Ökonomen, man brauche den Markt, damit knapper werdende Rohstoffe teurer werden, wird hinfällig.
Der Vollständigkeit halber sollte noch erwähnt werden, dass es keine Problem ist, wenn keine Steuern mehr eingenommen werden, da die Menschen, die in der Verwaltung, in der Bildung oder in der Kultur arbeiten, natürlich auch bedingungslos versorgt sind.
8. Ende der Entfremdung der Arbeit
Read MoreMit der Abkopplung des Finanzsystems von der Wirtschaft wird endlich die Entfremdung der Arbeit überwunden. Jeder Mensch hat dann die Möglichkeit, sich eine Arbeit zu suchen, die seinen Talenten, seinen Fähigkeiten und Neigungen entspricht, d.h. eine Arbeit, die Spaß macht und zu der wir uns nicht gezwungen fühlen. Niemand wird mehr gezwungen sein, einer Arbeit nachzugehen, nur um Geld zu verdienen, um überleben zu können.
Nicht erst Karl Marx hat sich ausführlich mit der Entfremdung der Arbeit beschäftigt. Bereits im Neuen Testament riet Jesus Christus den Menschen, dass sie ihr Talent mehren und nicht einzwängen sollen (Matthäus 25,14–30). Damit ist gemeint, dass uns der Zwang zu bezahlter Arbeit genau vor dieses Problem stellt. Wenn wir dagegen freiwillig arbeiten können, also ohne Zwang, dann werden wir auch unsere Talente entfalten können.
Wir werden dann wirklich das machen, wozu wir Lust haben. Es gibt viele Menschen, die für ihr Leben gerne backen. Ich bin sicher, dass sie dafür einmal pro Woche um vier Uhr aufstehen, um leckere Brötchen oder Croissants anzubieten.
Auf diese Weise werden mit der Zeit sicherlich die meisten Arbeitsplätze besetzt werden und wenn es Arbeiten gibt, die partout niemand machen möchte und für die es auch keine Roboter gibt, dann werden wir uns diese Arbeiten solidarisch einteilen.
Menschen werden nicht nur von äußeren Anreizen gesteuert. Solidarität, Verantwortung und Gemeinschaft sowie intrinsische Motivation sind genauso starke und vielleicht sogar stärkere Triebkräfte wie Egoismus. Die Verteilung dieser Arbeiten erfolgt dann nach solidarischen Prinzipien, nicht mehr durch den Zwang zum Geldverdienen.
Zudem könnten viele unangenehme Arbeiten auch von Robotern übernommen werden. Heute sind Menschen leider oft für solche Tätigkeiten billiger als Maschinen. Erst wenn das Finanzsystem überwunden ist, wird der Mensch im Mittelpunkt aller Entscheidungen stehen.
Stell dir vor, die meisten Autowerke könnten dann auf die Produktion von Robotern umgestellt werden!
Leider werden vor allem im globalen Süden noch viele Menschen ausgebeutet, damit wir im globalen Norden unseren konsumorientierten Lebensstil aufrechterhalten können. Denken wir nur an die Gewinnung der Rohstoffe für Elektro-Autos, Spielzeugherstellung oder das Pellen der Garnelen. Es wäre sicher kein Problem, wenn diese Menschen ihre Arbeit einfach niederlegen, bis bessere Lösungen gefunden sind.
Wir können jedoch davon ausgehen, dass diese Umstellung so aufregend sein wird, dass wir auf diesen Luxus gerne eine Weile verzichten würden, bis bessere Lösungen gefunden sind.
9. In was für einer Art von Gesellschaft werden wir dann leben?
Read MoreViele Menschen sind davon überzeugt, dass dieses Prinzip nie funktionieren würde, weil wir Menschen einfach von Geburt aus schlecht sind. Die Kirche redet uns das seit fast 2000 Jahren ein um sich das Monopol zu sichern, den Menschen die Sünden zu nehmen. Aber sind wir wirklich rund um die Uhr schlecht?
Ein Phänomen, welches heute wenig beachtet wird aber eigentlich ganz zentral steht, ist die tägliche Veränderung im Verhalten der Menschen beim Übergang zwischen Erwerbsarbeit und Freizeit.
Morgens, wenn wir in die Erwerbstätigkeit eintreten, arbeiten wir in erster Linie für Geld. Unser Verhalten wird durch die Marktgesetze bestimmt: Wir agieren im Wettbewerb, handeln auf Märkten und richten uns nach den Prinzipien von Effizienz und Profitmaximierung. In dieser Phase des Tages stehen wir in Konkurrenz mit anderen, und unser Handeln ist vorwiegend zweckorientiert.
Abends hingegen, wenn wir nach Hause zurückkehren, treten wir in den Bereich der unbezahlten Reproduktionsarbeit ein, die überwiegend freiwillig geleistet wird. Hier zeigt sich ein völlig anderes Verhalten: Wir handeln kooperativ, solidarisch und helfen einander. Diese Freiwilligkeit ist der entscheidende Faktor, der die Kooperationsbereitschaft und Solidarität ermöglicht. Wir erziehen unsere Kinder, pflegen Angehörige und engagieren uns im sozialen Umfeld – nicht aus finanziellen Motiven, sondern aus persönlichem Antrieb und sozialer Verantwortung.
Dieser tägliche Wechsel vom marktorientierten Verhalten in der Erwerbsarbeit zur freiwilligen, solidarischen Reproduktionsarbeit bleibt heute vollkommen unbeachtet, obwohl er tiefgreifende Auswirkungen auf das soziale Gefüge und unsere menschlichen Beziehungen hat – und zeigt das Potenzial für die neue, kooperative Form unserer Gesellschaft.
So wie wir heute zweimal täglich ganz selbstverständlich diesen Wechsel vollziehen, ohne uns jedel Mal umstellen zu müssen, werden wir in der Benharmonia den ganzen Tag lang in einer kooperativen und solidarischen Gesellschaft leben. Wir werden uns dann gegenseitig beschenken und es gibt keinen Grund mehr, uns zweckorientiert und kompetitiv zu verhalten.
Auch die Unternehmer und selbst Milliardäre haben ein Privatleben, welches sie wie gewohnt fortsetzen können. Die oft hohen Aufwendungen für Repräsentation, die in einer nicht profitorientierten Gesellschaft freilich nicht mehr notwendig sind, würden natürlich entfallen.
10. Epilog
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Die Realität ist jedoch ganz anders. Wissenschaft und Technik würden tatsächlich eine umfassende Automatisierung erlauben aber die Gewerkschaften kämpfen um den Erhalt eines jeden Arbeitsplatzes. Der gesellschaftliche Reichtum kommt nicht allen Mensche zugute sondern er wird von einem kleinen Personenkreis absorbiert. Die Geschichte ist einen verkehrten Weg gegangen. Warum? Liegt es daran, dass die uns beherrschende Symbiose aus Wirtschaft und Finanzsystem keine menschlichen Gefühle hat? Alle Menschen, die dort arbeiten, sind bei einer dieser juristischen Institutionen angestellt und ihre Aufgabe ist es, den Profit ihres „Arbeitgebers“ zu maximieren. Da dieses System keine menschlichen Gefühle hat, wird es unsere Befindlichkeiten nicht respektieren können. Benharmonie, die Revolution des Gebens ist mehr als eine Utopie – sie ist ein notwendiger Schritt in eine Zukunft, in der Solidarität, Verantwortung und Kooperation das Fundament unserer Gesellschaft bilden. Es ist an der Zeit, diesen Wandel aktiv zu gestalten, anstatt auf den bestehenden Strukturen zu verharren. Die meisten Menschen verdrängen im Moment diese Möglichkeit, das Steuer herumzureißen. Der Grund dafür ist, dass wir Angst haben, dass wir nicht mehr in der Lage sind, Leistungen mit Geld zu erzwingen. Wir können ruhig ein bisschen mehr Selbstvertrauen haben, unsere Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Wir dürfen sie nicht länger einem unberechenbaren System überlassen. Wir sind in der Lage, das Ozonloch zu flicken, wir planen Siedlungen auf dem Mars, wissen im gleichen Augenblick, was auf der anderen Seite der Erde passiert. Unsere Vernunft ist mehr als „fressen oder gefressen werden“. Der Weg mag herausfordernd erscheinen, doch die Möglichkeiten sind grenzenlos. Indem wir die Prinzipien der Freiwilligkeit und des Gebens in den Mittelpunkt unserer wirtschaftlichen und sozialen Interaktionen stellen, können wir eine Welt schaffen, in der jeder Mensch in Freiheit und Würde leben kann.
Hier kann dieser Text als pdf-Dokument gedownloadet werden: https://letusbe.one/de2/Entkopplung.pdf
Hier ist noch eine andere Erklärung, die aber zum gleichen Ergebnis führt: Das „Jahr 2000“-Paradox
Und hier ist eine Erklärung speziell für die Kirche als pdf-Download