DAS PRINZIP DES KAPITALISMUS

1. Wohin geht unsere Reise?

Abbildung 1: Entwicklung des Welt-Bruttoinlandprodukts bis 2027
Quelle: International Monetary Fund

Mit Hilfe der Kreditzinsen saugt das Finanzsystem die Wirtschaft aus und zwingt sie zum Wachstum. Die Grafik zeigt die Zielstellung des Finanzsystems für die nächsten vier Jahre.

Die Wirtschaft muss und wird bis 2027 um 25 % wachsen.

So ist es vom Finanzsystem vorgesehen und deshalb gibt es bereits Kriege um Rohstoffe, wie um die Steinkohle im Donbas. Um Proteste der Aktivisten wird sich das Finanzsystem nicht scheren. Die Banken sind lediglich die physischen Einrichtungen und die Infrastruktur, die notwendig sind, um das Finanzsystem zu betreiben.

Die Wirtschaft wiederum ist gezwungen, immer mehr zu produzieren, um die Forderungen des Finanzsystems zu erfüllen. Diese Waren müssen verkauft werden, und deshalb übt die Wirtschaft psychologischen Druck auf die Menschen aus, mit oft personalisierter Werbung, Reizüberflutung oder mit Rabattaktionen, denen die Menschen nicht widerstehen können. Zudem lässt die Wirtschaft in sträflicher Weise Produkte vor ihrer eigentlichen Lebensdauer kaputt gehen. Das Finanzsystem riskiert somit grob fahrlässig Klimawandel, Artensterben, rücksichtslose Ausbeutung natürlicher Ressourcen sowie die Zunahme der Ungleichheit. Ebenso fahrlässig ist es, mit großen Geldmengen zu spekulieren und damit die Existenz vieler Menschen zu gefährden. Das Finanzsystem hat keinen materiellen Wert, es ist eine rein symbolische Größe, mit der versucht wird, den Wert von Gütern darzustellen. Man könnte diese symbolische Größe einfach verschwinden lassen, ohne dass dies negative Auswirkungen auf den realen Wert der Güter hätte.

  1. Was lässt sich besser entkoppeln?
    Der Ressourcenverbrauch vom Wachstum

      oder das Finanzsystem von der Wirtschaft?

Das World Economic Forum schlägt vor, das Wirtschaftswachstum vom Ressourcenverbrauch abzukoppeln. Auf diese Weise soll die Wirtschaft weiter wachsen können, ohne dass es unserer Erde schadet. Theoretisch wäre dies möglich, indem alle Produkte komplett recycelt werden. Aber dadurch würde es keine Überschüsse geben, die das Wachstum bilden. Also ist dieser Vorschlag in der Praxis nicht realisierbar.

Viel einfacher und realistischer wäre es, das Finanzsystem von der Wirtschaft abzukoppeln. Erst nach einer Entkoppelung des Finanzsystems von der Wirtschaft ist die Reduktion des Ressourcenverbrauches möglich, weil die Wirtschaft dann nicht mehr zum Wachstum gezwungen wird. Ökonomen sagen, dass es nicht ohne Markt und Wettbewerb gehen würde. Heute stehen uns jedoch mit dem Internet Werkzeuge zur Verfügung, um den Bedarf der Menschen direkt an die Wirtschaft zu übermitteln. Dadurch würde nur noch das produziert werden, was wirklich benötigt wird und das ist viel weniger als heute. Der Markt mit dem Finanzsystem ist somit nicht mehr erforderlich. Der Markt ist ohnehin nicht in der Lage, die Waren gerecht zu verteilen. Wir sehen dies an der zunehmenden Ungleichheit. Wettbewerb braucht schließlich Ungleichheit, sonst wäre es kein Wettbewerb.

  1. Wird die Wirtschaft nach der Entkoppelung weiterproduzieren?

Das ist die große Frage, die die Ökonomen und Politiker deutlich mit Nein beantworten. Aber ist es wirklich so?

Die Menschheitsgeschichte dauerte etwa 3 Millionen Jahre. Der wichtigste Unterschied zwischen Mensch und Tier besteht in der Eigenschaft der freiwilligen Arbeit (neben aufrechtem Gang und Verschwinden der Körperbehaarung). Die Menschen konnten sich hauptsächlich auf Grund dieser Eigenschaft bis heute behaupten. Vor ca. 10.000 Jahren begann der Tauschhandel, die Vorstufe des heutigen Finanzsystems. Dies führte zu einer rasanten technisch-wissenschaftlichen Entwicklung.

 Abbildung 2: Menschheitsentwicklung

Inzwischen haben wir den Zündpunkt erreicht. Dieser ist vielleicht vergleichbar mit dem Flammpunkt eines Gases. Bei einer bestimmten Temperatur entzündet es sich von alleine, ohne dass es sich vorher ankündigt. Es ist wissenschaftlich belegt, dass wir unsere Lebensgrundlagen zerstören, wenn wir diese Entwicklung nicht rasch stoppen. Die Trennung der Wirtschaft vom Finanzsystem und die Eliminierung des ohnehin immateriellen Finanzsystems könnte wieder zu einer ausgewogenen Lebensweise der Menschheit führen, die behutsam mit den Schätzen der Natur umgeht. Natürlich würden wir dabei den heutigen Stand von Wissenschaft und Technik beibehalten. Niemand müsste in die Urgesellschaft zurückkehren. Wir könnten uns vielmehr an unserer Erde erfreuen und sie pflegen, so wie viele Menschen ihren Vorgarten pflegen und sich daran erfreuen.

Würde die Wirtschaft weiter produzieren, wenn die Menschen nicht durch den Entzug von Geld zur Arbeit gezwungen würden?

Natürlich würde die Wirtschaft weiter produzieren, aber nur noch das, was die Menschen wirklich brauchen und nicht mehr das, was nur hergestellt wird, um Wachstum zu generieren. Natürlich würden wir weiterhin arbeiten. Wie oben bereits erwähnt, ist selbständige Arbeit eine dem Menschen gegebene Eigenschaft. In 99,5 % der Menschheitsgeschichte haben wir freiwillig gearbeitet. Immerhin werden 40 Prozent der geleisteten Arbeit, hauptsächlich Care-Tätigkeiten, wie die Pflege von Angehörigen oder die Erziehung unserer Kinder, ohnehin nicht bezahlt, aber trotzdem geleistet, meist mit viel Liebe. Die gesamte Zivilgesellschaft funktioniert ohne Bezahlung.

  1. Wie erfolgt die Entkoppelung?

Abbildung 3: Ergebnis der Bundestagswahl 2021

Wenn wir die Transformation wirksam initiieren wollen, dann muss es etwas sein, das der Mehrheit der Wähler gefällt. Im Moment ist das der Wohlstand und der damit verbundene Konsum. Mit Einschränkungen im Wohlstand kann man die Mehrheit der Wähler nicht überzeugen. Aber es gibt etwas, mit dem wir die Abkoppelung der Wirtschaft vom Finanzsystem realisieren könnten. Ein finanzieller Vorteil wäre etwas, das den Wohlstand noch übertrumpfen würde. Vor allem dann, wenn der Wohlstand nicht darunter leidet. Ein globaler Schuldenerlass käme dafür in Frage. Jede vierköpfige Familie in Deutschland trägt allein 120.000 Euro Staatsschulden. Hinzu kommen Konsumentenkredite für Immobilien, Autos und vieles mehr, oft in beträchtlicher Höhe.

Die Befreiung von finanziellen Schulden ist ein Bedürfnis, das in jedem Menschen schlummert. Seit biblischen Zeiten träumt die Menschheit von einem Jubilee. Man müsste dieses Bedürfnis nur wecken, es zum Ausbruch bringen. So wie man das Bedürfnis geweckt hat, mit Kreuzfahrtschiffen zu reisen oder das Bedürfnis, sich einen SUV zu kaufen. Was würde dann passieren? Auf den ersten Blick scheint es, als wäre es ungerecht. Ungerecht gegenüber denen, die sparsam waren und keine Schulden gemacht haben. Ungerecht gegenüber den Gläubigern, denen Zins und Tilgung entgehen würden. Da es wohl unmöglich wäre, alle Schuldverhältnisse zu entwirren, käme nur die vollständige Abschaffung des Geldes in Frage.

Dann bekäme jeder alles umsonst. Auch der Gläubiger bekäme alles umsonst, ebenso der Milliardär und der Obdachlose. Es gäbe also überhaupt keine Benachteiligung. Weder der Gläubiger noch der Milliardär bräuchten ihr Geld noch, weil sie alles, was sie benötigen, geschenkt bekämen. Aber warum um alles in der Welt ist das möglich? Ganz einfach. Weil wir freiwillig arbeiten können. Und so, wie unsere Vorfahren vor zehntausenden Jahren überlebt haben, so wie wir uns um unsere Familien und Freunde kümmern, so wie wir die Pandemie bekämpft haben, so werden wir uns weiterhin um den Fortbestand der Menschheit sorgen.

Ein globales Referendum zur Streichung aller Schulden würde nicht einmal viel kosten, Mundpropaganda würde wahrscheinlich schon ausreichen.

So könnte ein Stimmzettel aussehen.

Bereits 2025 könnte es Wirklichkeit werden.

Alle Voraussetzungen dafür sind da.

Wenn wir nicht jetzt handeln, dann wird es zu spät sein.

Proteste werden das Finanzsystem nicht aufhalten.

FAQ

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